Alles wie immer
Auf dem Fliederstrauch frohlockt ein früher Vogel
ein Schulbub schnürt seinen linken Schuh
ein Eichhorn lugt gewagt aus seinem Kobel
alles wie immer – was fehlt bist du
in der Blumenvase nicken müde Tulpen
lachend schaut die kalte Sonne zu
eisiger Wind sticht durch Anorak und Stulpen
alles wie immer – was fehlt bist du
Narren streuen ihre farbenfrohen Fetzen
tragen bald den Hoppeditz zur Ruh
Spinnen spinnen unsren Keller zu vernetzen
alles wie immer – was fehlt bist du.
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Es ist eben nicht alles wie immer. Und genau das wird auch eindrücklich in deinem Gedicht spürbar. Dieses Vermissen spürt man in jeder Zeile.
Sirius
Reset the World!
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Wenn es so bei dir ankommt, bin ich zufrieden. Danke dir, Sirius!
Lieben Gruß
Lotte
Schenke der Welt mein Lächeln,
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Bravo. Mir gefallen Gedichte, die solch eine Lakonie beinhalten.
Liebstens
die Deine
Was kostet die Welt - Ich nehm zwei.
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Liebe Lotte,
Was ist denn ein Hoppeditz?
Und - ja!!!! Dein Text zeigt " und täglich grüßt das Murmeltier" und doch....
Und dein Gedicht hat Rhythmus.
Liebe Grüße
Frollein a
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Hallo, du Meine! Mir gefallen Kommentare, die so lieb daherkommen! Allerliebsten Dank!
Eine Wortefinderin wie du, Anna, muss ja zwangsläufig über den Hoppeditz stolpern.
Hier der Versuch einer Erklärung:
Der Hoppeditz ist der Erzschelm, der pünktlich am 11.11. um 11.11.Uhr erwacht und so den Beginn des Karnevals in Düsseldorf und den umliegenden Städten signalisiert. Er eröffnet die Session mit einer bissigen Rede. Veilchendienstag verstirbt er eines plötzlichen Todes (Todesursache z. B. ein Kölsch) und wird in der Nacht zum Aschermittwoch, in Form einer Strohpuppe, begleitet vom Wehklagen der Trauergemeinde, durch die Straßen getragen und anschließend verbrannt.
Woher der Name kommt, lässt sich nicht genau ausmachen, es gibt zwei Theorien. Entweder leitet sich der Name ab aus der Umkehrung der Worte Hippe (Ziege) und Dotz (Murmel aus Ton aber auch kleines Kind), so dass aus Hippedotz Hoppeditz wurde, oder aber hoppe (hüpfen) und Ditz (Knirps) standen Pate bei der Namensgebung.
Für den Schelm der alljährlich die Session eröffnet gibt es eine ganze Reihe verschiedener Bezeichnungen. In unserer Nachbarstadt wird der Bacchus verbrannt und in Köln der Nubbel, der in Form einer Strohpuppe ab Wieverfastelovend in den Kneipen aufgehängt wird. Er hat keine Chance am Veilchendienstag, dem Todesurteil zu entgegehen, denn der Nubbel ist an allem Schuld. Wenn der Ankläger die Menschenmenge fragt:
"Wer hat Schuld, dass wir fremdgegangen sind?",
lautet die Antwort:
"Dat wor dä Nubbel!"
"Wer hat Schuld dass wir unser Geld versoffen haben?"
"Dat wor dä Nubbel!"
Er kann dem Scheiterhaufen nicht entkommen und mit der Verbrennung werden alle jecke Sünden getilgt.
Närrische Grüße
Eure Lotte
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Traurig und schön, liebe Lotte.
Deine Wortwahl hat es mir hier wieder besonders angetan.
Lieben Gruß
Leo
Schreiben macht schön.
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Sehr schön, liebe Lotte!
Dein Gedicht pendelt zwischen Betrachtung und Empfindung.
Die jeweils letzte Zeile find ich - wie das ganze Gedicht, sehr gelungen.
Durch ihre Eindringlichkeit lässt sie das fehlende spüren...
Hab einen schönen Sonntag
Jonny
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Für eure lieben Worte ganz herzlichen Dank, ihr zwei beiden!
Lottegrüße
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