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Mensch, neben mir

#1 von weegee , 05.07.2020 20:54

Angeleintes stummes Tier
einsam hock ich neben dir

starrst auf den einen
dunklen Punkt
schnaufst nur noch
das Sehen macht dich wund

dein Fell drückt schwer
eine Fliege taumelt
und der verfluchte Napf
ist niemals leer

Dämmerndes graues Tier
einsam träum ich neben dir

(weegee)


Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)

 
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RE: Mensch, neben mir

#2 von Sirius , 06.07.2020 18:22

Haustiere und Nutztiere werden nach unserer steuerbaren Empathie streng getrennt, ebenso
wie Nutzmenschen (=“systemrelevant“) und Menschen zweiter Klasse.
Ich weiß nicht, wie man Tierliebe nach nützlichen Gesichtspunkten steuern und Hunde oder Katzen mehr verwöhnen kann als Kinder und gleichzeitig Massentierhaltung für gut befindet für den Massenmensch.

Ich bin dankbar für das Mitgefühl in deinem stimmigen Gedicht, weegee, und für die Traurigkeit,
die man beim Lesen der Zeilen empfindet.

Sirius


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RE: Mensch, neben mir

#3 von Letreo71 , 06.07.2020 20:38

Ich hab ein anderes Bild vor Augen, weegee. So ein typisches Straßenbild, Bettler und Hund.
Was auch immer, es stimmt nachdenklich und nachdenken ist immer gut.

Liebe Grüße in deinen Abend, Jörn

Leo


Schreiben macht schön.

 
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RE: Mensch, neben mir

#4 von weegee , 06.07.2020 21:32

Das ist es, Sirius: MASSENMENSCH. Vielen Dank für deinen besonderen Kommentar. Und auch dir, Leo, für deine Lesart. Und auch das stimmt: Bettler und Hund. Mensch und Mitmensch.

Paul ist tot. Der tolle, geniale, niederdrückende Song der Fehlfarben. Ich sehe in meinem Dunstkreis viele Pauls. Meist alleinstehende Männer mittleren Alters, ohne Freunde, ohne Freude, viel Alkohol, ohne Sinn außer: Arbeit. Arbeit als einziger Kontakt zur Außenwelt. Immer bemüht, die Fassade, die es nicht gibt, aufrecht zu erhalten. Immer pflichtbewusst, hechelnd nach Anerkennung, nach Wahrnehmung. Mit 20 ist etwas passiert, mit 60 ist es immer noch passiert. in all den Jahren nie gelernt, mit Menschen in Kontakt zu treten, auch: totale Selbstaufgabe. Irgendwann gab es einen Bruch. Und seitdem bricht es immer. Nie in der Lage gewesen, etwas zu ändern. Den einen hat man kurz nach der Rente in der engen Stadtwohnung gefunden. Nach VIER Tagen. Der andere sagt zu mir: So wird es mir auch einmal gehen. Man möchte sie schütteln und anschreien: DANN MACH WAS! Und warum tue ich es nicht...? Sie schütteln?

Ein Raum mit einem Paul und mir. Und wer ist einsam? Paul und auch ich, weil Paul, der eigentlich WERTVOLLE, bestimmt SCHÖNE Mensch Paul ist auch für MICH verloren.

Jörn


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RE: Mensch, neben mir

#5 von scrabblix , 06.07.2020 22:24

Wieder ein Beispiel, wie vielfältig die Interpretationen sein können. Ich sah das LD, welches vom Kummer gefangen, der immer neue Nahrung erhält, dem LI ebensolchen Kummer bereitet, ob seiner Hilflosigkeit. Doch einen Paul kann ich mir zu den Zeilen ebenso denken, wie einen alten oder kranken vierbeinigen Freund.

Weegistische Verse, die einmal mehr den Hirnskasten auf Trab bringen!

Liebe Grüße von der Lotte,
die jetzt mal in der Mottenkiste kramt, weil mir deine Verse meine alten Verse in Erinnerung gerufen haben.


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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RE: Mensch, neben mir

#6 von weegee , 07.07.2020 20:59

Zitat von scrabblix im Beitrag #5
die jetzt mal in der Mottenkiste kramt


Oh, ja! Her mit den Motten und entstaubten Worten!

Die Analogie: elendes, gefangenes Tier - elender, (in sich selbst) gefangener Mensch ist ja natürlich gewollt! WEEGISTISCH gefällt mir. Das klingt nach einem schönen Gift oder--- Vieeee-russsss. Ist aber hoffentlich nicht so aufgeblasen wie KAFKAESK. Aber eigentlich will ich RINGELNATZISCH sein. Das wäre toll. Oder KLABUNDIG. SIRIUSIOTISCH muss auch nicht übel sein.

Dank und liebe Grüße an die SCRABBLIXOTISCHSTE aller Lotten!

Jörn


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RE: Mensch, neben mir

#7 von Letreo71 , 08.07.2020 13:54

SIRIUSIOTISCH muss auch nicht übel sein.

Ja, das ist mir auch schon zu Ohren gekommen.;-)


Schreiben macht schön.

 
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zuletzt bearbeitet 08.07.2020 | Top

   

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