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curriculum vitae

#1 von Frollein a. , 16.07.2020 22:38

geflüchtet
in die offenen
arme einer
illusion

wie versprochen
gewartet
auf erlösung
irgendwann

gestrandet
an den gestaden
einer nimmer endenden
flut von

gewalt

 
Frollein a.
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RE: curriculum vitae

#2 von weegee , 17.07.2020 23:07

Ich schreib immer dasselbe: Das Knappe, das Verdichtete, das Platzlassende ist genau das, was du sehr beherrschst. Man kann es lesen und lesen und jedes Mal entfalten sich die Bilder dahinter etwas mehr. Das ist viel besser - für mich - als Prosa, die einem alles mit dem Löffel einflößt, Häppchen für Häppchen, das ist dann oft nur Konsum. Platz lassende Lyrik funktioniert nicht ohne eine funktionierende Seele. Des Schreibers und des Lesers. Und deshalb dann die Entdeckung des Lesers: Das da kitzelt was aus meiner Seele!

Zitat von Frollein a. im Beitrag #1
geflüchtet
in die offenen
arme einer
illusion


Wann passiert das? Mit 6 Jahren? Mit der Pubertät? Sobald man auf der Welt ist? Ist DAS Menschsein? Weil die Realität IMMER scheiße ist? Jeder baut sich seine Welt, wie es ihm NÜTZT, beruhigt, Heimat gibt, Und die muss dann bis aufs Blut verteidigt werden, wenn nicht: Bricht eine ganze Welt zusammen! Aber solange ein Papist einen Nicht-Papisten nicht verfolgt oder aburteilt, habe ich kein Recht, ihn einen Papisten zu schimpfen. Dann lass ich ihn in seiner Welt. weil er braucht ja eine.

Papisten, Fußballfans, Rechte, Linke, Faschisten, Antifa, Mütter, Väter, Heilsarmee, Manager, Dichter, Romanciers, Neoliberale, Liberale, Rale, Le --- alles in ihrer Illusion Eingekapselte. Und kein Blick für die Illusion des Anderen.

Und ich? Was ist meine Illusion? Was es bräuchte, ist eine weltumspannende Illusion. Dann wäre Frieden. Oder zumindest GESELLSCHAFTLICHER GRUNDKONSENZ.

Das Gedicht könnte auch von ehelicher Gewalt handeln: Die Illusion der Liebe.

Dein Gedicht beschäftigt mich sehr.

Jörn


Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)

 
weegee
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