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Carole Fives Roman „Kleine Fluchten“

#1 von Sirius , 15.04.2021 17:15

Carole Fives Roman „Kleine Fluchten“
Prekärer Alltag mit Kind

Durchhalten ist alles: Die französische Schriftstellerin Carole Fives erzählt von den „Kleinen Fluchten“ einer jungen Mutter. 
JOCHEN OVERBECK


„Du bist nicht die Einzige mit einem Kleinkind“. Diesen Satz sagt der Art Director einer Werbeagentur zur jungen Mutter. Das weiß die junge Mutter natürlich.
Während sie das Telefonat mit ihrem Auftraggeber führt, für den sie Buchcover entwerfen soll, irgendetwas mit der Kunst der Sushi-Zubereitung, sitzt sie mit ihrem Sohn auf einem Spielplatz; umgeben von vielen anderen Kindern.
Der Satz ist eine Warnung: Wenn sie weiter arbeiten möchte, muss sie liefern. Vor allem aber ist er ein Stich mitten in ihr Herz. Man könnte ihn mit „Alle kriegen es hin, nur du nicht“ übersetzen. Während sie in ihr Handy spricht, stürzt der Zweijährige von einer Leiter. Er schreit.

Schon sind wir mittendrin in dem, was zu den „Kleinen Fluchten“ führt, auf die sich der Titel von Carole Fives’ viertem Roman bezieht: Die junge Mutter lebt in Lyon, der Kindesvater hat sie verlassen.

Sie war einmal eine gut gebuchte Grafikdesignerin, hat aber den Anschluss verloren. Der Zweijährige ist ihre einzige Bezugsperson, sie verbringt fast ihre gesamte Zeit mit ihm. Sie liebt ihn, natürlich liebt sie ihn.
Aber diese Liebe ist zugleich Segen, Gefangenschaft und auch eine große finanzielle Belastung, die letztendlich zu einem Leben am Rande des Prekariats führt. Um diesem Leben kurze Momente der Freude entgegenzusetzen, flüchtet sie. Nachts, wenn das Kind schläft, läuft sie die Straßen entlang, fährt mit der Bahn in andere Stadtviertel. Was soll schon passieren? Das Kind schläft ja. Man befürchtet, dass all das böse enden wird. Das tut es auch, aber ganz anders, als man vermuten würde.

Weiterlesen:

https://www.tagesspiegel.de/kultur/carol...d/27047304.html


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Sirius
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