Das sind die Guten
Besorgniserregend ist ja nicht nur, dass man Meinungsunterschiede nicht mehr akzeptiert und den Diskurs vereitelt. Besonders schlimm ist, dass sich jene, die Rufmord betreiben, die drohen und Listen führen wollen, sich auch als die Guten fühlen und sich nichts dabei denken, wie sie zu dem mutieren, was sie ablehnen: Zum Faschisten.
Man brauchte die witzigen und zynischen Filmchen, die Liefers, Tukur und Co. produziert haben, eigentlich gar nicht, um sich einer Tatsache klar zu werden: Das Gute in dieser Welt hat ganz klare Vorstellungen dessen, was gut ist und wie man gut zu sein hat – und vor allem, worüber man lachen darf und worüber nicht. Dieser Pfad der Tugend kennt keine Abzweigungen, keine Nebenwege. Wer sich da verirrt, der ist schlecht, gleitet ins Böse ab.
Frank Zander mag zum Beispiel ein guter Mensch sein. An Weihnachten lädt er Obdachlose zur Ente und Klöße ein, will ihnen einmal im Jahr einen schönen Abend bereiten. Dafür wurde der Mann völlig zurecht belobigt und geehrt. Wenn da nur dieser Gassenhauer aus den Achtzigern nicht wäre, in dem es heißt: »Ja, wenn wir alle Englein wären / Dann wär die Welt nur halb so schön / Wenn wir nur auf die Tugend schwören / Dann könnten wir doch gleich schlafen gehn.« Das könnte er heute nicht mehr ohne Weiteres trällern, denn klare Vorgabe ist doch: Wir wollen Englein sein. Tugendhaft. Politisch korrekt. Langweilig.
Die Guten von heute erinnern sich an dieses Lied namens »Der Ententanz« vielleicht nicht mehr. Das ist ganz gut so, denn es stammt von einem alten weißen Mann. Und das ist per se schon verdächtig. Fast beneide ich sie um diese Unwissenheit, denn jetzt, da ich mich an das Lied erinnere, kriege ich es nicht aus meinem Kopf, meiner Erinnerung. Ich musste als Kind beim Kinderfasching dazu tanzen. Das war schrecklich. Wir hatten es seinerzeit halt auch nicht leicht.
Das Reich der Engel, ein Platz an dem nur Harmonie ist, Wohlgefälligkeit, an dem die Gerechtigkeit waltet, kein Verbrechen geschieht, kein schlechter Gedanke gedacht, kein böses Wort gesagt wird: Für viele scheint dies das letzte Ziel der Menschheit zu sein. Die Utopie, die Wirklichkeit werden kann, wenn wir nur wollen, wenn wir uns strikt an das Gute halten, an das Wahre, an das Schöne. Und vor allem, wenn wir bereit sind, das Böse und Unschöne zu stoppen, es aufzuhalten, ihren Anfängen zu wehren: Sie aus Berufen zu schmeißen, in ihrem Umfeld zu diffamieren, sie zu stigmatisieren und auf schwarze Listen zu setzen.
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