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Unsichtbare Tinte

#1 von Sirius , 05.07.2021 16:38

Sich selbst ergründen
Patrick Modianos Roman traut sich an eine Erzählung, die beinahe ein literarisches Klischee ist

Jemand ist verschwunden und soll gefunden werden – ein literarisches Motiv, das fast schon zum Klischee geworden ist. Bei Patrick Modiano aber entfaltet es einen solchen Sog, dass man seine Bücher nicht aus der Hand legen kann. Weil der Ich-Erzähler so ganz und gar in seiner Suche aufgeht, keine Mühen scheut, die einzelnen Puzzlesteinchen eines Schicksals zu finden und schließlich zusammenzusetzen, wird man angesteckt von seiner Atemlosigkeit, mit der Verheißung, ein Geheimnis zu ergründen.

Atemlosigkeit aber nicht in der Art des Erzählens. Die ist leise, wägend, fragend, in sich hinein lauschend, was im Gegensatz zu der Spannung steht, die der Autor aufbaut. Dass er „Erinnerung, Vergessen, Identität und Schuld“ thematisiere, lobte die Schwedische Akademie zur Verleihung des Literaturnobelpreises 2014. Modiano beherrsche „die Kunst der Erinnerung, mit der er die unbegreiflichsten Schicksale wachgerufen“ habe.
Aber das ist es wohl nicht allein. Unsichtbare Tinte zeigt den Autor, wie ihn seine Leser kennen und lieben. In einer Pariser Detektei ist der Ich-Erzähler einst mit der Suche nach einer jungen Frau betraut worden, die von einem Tag auf den anderen verschwunden war. Nicht einmal jenen Mann lernte er kennen, der den Auftrag erteilt hatte. Ein Karteiblatt in einer himmelblauen Mappe soll ihm genügen, die Spur aufzunehmen. „Wie jemand, der auf die Schwingungen eines Pendels starrt, bereit, die leisesten Wellen wahrzunehmen“, versucht er, die Atmosphäre des Viertels zu erspüren, wo Noёlle zu Hause war. Wenn er mit Leuten spricht, die sie womöglich kannten, muss er sich als guter Freund vorstellen. Durchschauen will er sie – „aus Neugier und auch aus dem Bedürfnis heraus, sie besser zu verstehen und die verhedderten Fäden ihres Lebens zu entwirren, denn sie erlebten ihr Leben aus allzu großer Nähe“. Aber geht es nicht auch dem Ich-Erzähler so in Bezug auf die eigene Person?

Weiterlesen:

https://www.freitag.de/autoren/der-freit...lbst-ergruenden


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Sirius
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