Richard Russos Roman "Mittelalte Männer"
Ironie ist ein guter Panzer
Luxusvergnügen: Richard Russo erhebt in seinem Roman „Mittelalte Männer“ die Ironie und eine fein polierte Haltungslosigkeit zum Maß einiger Dinge.
CHRISTOPH SCHRÖDER
William Henry heißt der Held von Richard Russos Roman „Mittelalte Männer“ – genannt aber wird er „Hank“ Devereaux Jr.. Oder auch nur: „Lucky Hank“. Denn egal, was er anstellt – am Ende scheint es immer gut auszugehen für ihn, so wirkt es zumindest von außen.
Hank ist fünfzig Jahre alt, glücklich verheiratet und lebt in gesicherten Verhältnissen: Als Fachbereichsleiter des englischen Instituts an einer unbedeutenden Universität in Pennsylvania hat er eine Anstellung auf Lebenszeit.
Gewitzt, wie er ist, hat er sich seinerzeit früh das beste Grundstück in einem neu erschlossenen Baugebiet gesichert. Nun thront er buchstäblich und in mehrfacher Hinsicht über den Köpfen seiner Kollegen. Hanks hervorstechende Eigenschaft ist seine unerschütterliche Ironie.
Sie macht Russos 1997 im Original unter dem Titel „Straight Men“ veröffentlichten Roman immer wieder zu einem Vergnügen.
Mittelalte Männer“ (Aus dem Amerikanischen von Monika Köpfer. Dumont Verlag, Köln 2021. 608 S., 26 €.) ist voll von skurrilen Szenen, die durch die elegante Formulierungskunst und den subtilen Witz des Ich-Erzählers noch zusätzlich an Charme gewinnen. Richard Russo ist ein Spezialist für die schmale Gratwanderung zwischen Komik und Tragik.
Die Helden seiner zumeist umfangreichen Romane sind tatsächlich überwiegend jene mittelalten Männer. Es sind Menschen, die sich in Umschlagsmomenten ihres Lebens befinden. Ihre Defizite liegen offen zutage. Russos Kunst besteht darin, seine unperfekten Helden mit Sympathie und empathischem Blick zu schildern, ohne sie zu verharmlosen.
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https://www.tagesspiegel.de/kultur/richa...r/27765534.html
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