Lindners Steuerpläne könnten Topverdienern besonders viel einbringen
Die kalte Progression kann eine Gehaltserhöhung durch steigende Steuern auffressen. Finanzminister Lindner sucht Abhilfe – eine Modellrechnung zeigt, wer wohl besonders stark entlastet würde.
Die Steuersenkungen, die Finanzminister Christian Lindner (FDP) vorgeschlagen hat, könnten vor allem Topverdienern besonders viel bringen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Modellrechnung der Arbeitnehmerkammer Bremen.
Ein Single mit 600.000 Euro Bruttojahreseinkommen etwa würde demnach gut 1100 Euro weniger Steuern zahlen. Dagegen hätte eine vierköpfige Familie mit 40.000 Euro Jahresbrutto nur gut 300 Euro mehr in der Tasche. Damit fiele die Entlastung beim Topverdiener im Verhältnis zu seinem Einkommen zwar geringer aus, er hätte in absoluten Beträgen aber deutlich mehr zusätzliches Geld zur Verfügung.
Lindner hat für 2023 den Abbau der kalten Steuerprogression angekündigt. Der Begriff bezeichnet den Effekt, dass jemand durch eine Lohnerhöhung, die lediglich die Inflation ausgleicht, in einen höheren Steuertarif rutscht und somit letztlich über weniger Kaufkraft verfügt. Das Bundesfinanzministerium verteidigte das Vorhaben.
Details zu dem Vorhaben hat Lindner noch nicht genannt, daher sind auch die Modellrechnungen mit Vorsicht zu genießen. Bei den Berechnungen der Arbeitnehmerkammer Bremen wurde eine Erhöhung der Tarifeckwerte um sechs Prozent angenommen – damit würde also beispielsweise der Grundfreibetrag ebenso um sechs Prozent ansteigen wie der Grenzwert, ab dem der höchste Steuersatz greift. Über die Modellrechnung hatte zuerst die »Süddeutsche Zeitung« berichtet.
Bei der Verschiebung um sechs Prozent würde ein Single mit 100.000 Euro Bruttoeinkommen gut 600 Euro weniger zahlen. Ein kinderloses Ehepaar mit 600.000 Euro brutto dürfte sogar mit gut 1700 Euro Entlastung rechnen. Dagegen würde eine Alleinerziehende mit 20.000 Euro Jahresgehalt lediglich von einer Entlastung von knapp 100 Euro profitieren. Steuererleichterungen entlasteten »vor allem Gutverdienende«, erklärte der Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer, Peer Rosenthal.
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https://www.spiegel.de/wirtschaft/steuer...36-9a386a37df2a
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