Ulrich Koch
In diesem Gedicht bist du schon einmal gewesen, als du nicht mehr weiter wusstest
Wie jedes Mal, wenn der Sommer
sich neigt. Sein Rücken ist noch warm
von der Sonne. Die letzten großen Landtiere
sind kurz vor dem Aussterben.
Mit ihren Goldzähnen fressen Mähdrescher
die Felder kahl. Auf den Stoppeln
brüten Saatkrähen
Feldsteine aus. Zwei Strandtücher hängen
über einer weiß getünchten Mauer
im Wind. Auf dem einen trocknet
der Abdruck eines schlafenden Mannes,
auf dem anderen der einer wachliegenden Frau.
Die Haare der verschwitzten Kinder
glänzen im Schlaf,
als träumten sie unter Ölbäumen.
Vor den Fenstern flattern Nachtfalter,
oder die Toten versuchen,
die Augen aufzuschlagen.
Den Löschvorgang
vor dem Ende jeden Satzes
nennt ihr ab jetzt das bessere Leben.
Im Schlaf werdet ihr neugeboren
und mit Stroh abgerieben.
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