Die Getreide-Lüge
von Uli Brockmeyer
Westliche Politiker und die Medien, die ihnen artig aufs Maul schauen, überschlugen sich förmlich, als im vergangenen Jahr das sogenannte Getreide-Abkommen unter Dach und Fach gebracht wurde. Es ging dabei um nichts weniger, als daß Getreide und andere Agrarprodukte aus der Ukraine und aus Rußland möglichst ungehindert exportiert werden und dort ankommen sollten, wo sie am meisten gebraucht werden. Die Exporte wurden nämlich durch zwei Faktoren behindert: einerseits die Blockade ukrainischer Häfen durch die russische Schwarzmeerflotte, die vor allem den Transport von Kriegsmaterial in die Ukraine verhindern will, und andererseits durch die Sanktionen, die den Export von Produkten aller Art aus Rußland verhindern sollen.
Allein die Kontrolle des Schiffsverkehrs auf dem Schwarzen Meer, das nach Meinung des ukrainischen Außenministers zu einem »Meer der NATO« werden soll, gab den westlichen Meinungsmachern – Politikern wie auch Medien – Anlaß zu behaupten, Putin setze »den Hunger als Waffe« ein. Das Abkommen, das unter der Regie der UNO und ihres Generalsekretärs, sowie unter Vermittlung des Schwarzmeer-Anrainers Türkei zustande kam, ist zumindest ein Beweis, daß durch Verhandlungen bei einigermaßen gutem Willen auch Ergebnisse erreicht werden können.
Mit viel Medienpräsenz wurde dann auch das Auslaufen der ersten Schiffe gefeiert, einschließlich der Kontrollen durch international zusammengesetzte Teams am Bosporus. Nur leider dauerte es mehrere Wochen, bis wenigstens eines dieser Schiffe – finanziert vor allem durch die UNO – auch tatsächlich einen afrikanischen Hafen ansteuerte, um ein wenig zur Bekämpfung des Hungers beizutragen. Das Gros der Lieferungen diente nicht dem Kampf gegen den Hunger in den ärmsten Ländern der Welt, sondern dem Verkauf von Agrarprodukten an gut zahlende Kunden zwecks Auffüllen der Kiewer Kriegskasse.
Die russischen Agrarprodukte, einschließlich dringend benötigter Düngemittel, werden weiterhin durch das undurchschaubare Sanktionsnetz der USA und der EU behindert. Das bedeutet nichts anderes als daß tatsächlich der »Wertewesten« den Hunger als Waffe benutzt, um einerseits Rußland zu schaden und um andererseits jene Staaten, die sich nicht am Wirtschaftskrieg gegen Rußland beteiligen, zum Einschwenken auf die westliche Linie zu nötigen.
Durch massive Proteste von Landwirten in Polen, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien wurde nun noch aufgedeckt, daß das ganze Theater auch in den Ländern der EU immensen Schaden anrichtet. Nachdem die EU die Zölle auf ukrainische Agrarprodukte aufgehoben hat, werden vor allem die angrenzenden Länder damit geradezu überschwemmt. Das führt nicht nur dazu, daß einheimische Agrarproduzenten, die an Auflagen der EU gebunden sind, ruiniert werden, sondern daß außerdem Produkte in die EU gelangen, die mit Chemikalien behandelt wurden, die in der EU nicht zugelassen sind.
Vor allem aber ist nun für jeden aufmerksamen Beobachter deutlich sichtbar, daß die Kiewer Führung, und deren getreue Verbündete in den westlichen Hauptstädten nicht die Bekämpfung des Hungers in der Welt im Sinn hatten, sondern lediglich als leicht durchschaubare Behauptung in die Welt posaunten.
Den Nutzen von diesem Getreide-Abkommen haben wieder einmal Banken, Versicherungen, Spediteure und die Kiewer Kriegskasse. Die Kosten tragen wir, die Steuerzahler im Westen, und die Hungernden in der Welt werden davon nicht satt.
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