Kürzungen von Sozialleistungen?
"Ihr da oben – wir da unten“: Offener Brief einer Bürgergeld-Bezieherin an Friedrich Merz und Christian Lindner
Sehr geehrter Herr Merz, sehr geehrter Herr Lindner,
hiermit wende ich mich als derzeitige Bürgergeld-Bezieherin und künftige Armutsrentnererin aus der heruntergekommenen Armutsstadt Gelsenkirchen in aller Offenheit an Sie als unsere gewählten Volksvertreter.
Ich schreibe diesen offenen Brief deshalb an Sie beide, weil Sie wegen der aktuellen Haushaltsprobleme vorrangig für eine Kürzung von Sozialleistungen „für die da unten“ lauthals eintreten - insbesondere beim Bürgergeld und bei den Renten - obwohl Sie beide selber gut versorgte Spitzenverdiener im Land auf Steuerzahlerkosten sind (zuzüglich weiterer Zusatzeinkommen). Ihrer abgehobenen Sicht von da oben möchte ich hiermit meine Sicht von ganz unten als Betroffene entgegenstellen. Deshalb hoffe ich, dass Sie meinen Brief in voller Länge lesen und daraus evtl. politische Konsequenzen ziehen.
„Kennen Sie überhaupt die Lebenswirklichkeit in meiner sozialen Schicht?“
Kennen Sie beide überhaupt die Lebenswirklichkeit in meiner sozialen Schicht? Sie, Herr Merz, gehören ja mit einem Jahreseinkommen von rund einer Mio. Euro zu den obersten 5% der Vermögenden im Lande, wie ich gelesen habe, mit Privatjet und Ferienhaus am Tegernsee. Dazu haben sicher auch ein Dutzend gut dotierte Aufsichtsratsmandate in zurückliegenden Jahren beigetragen. („Leistung wird belohnt“). Gegen deren transparente Offenlegung hatten Sie ja vor Gericht geklagt, aber verloren.
Auch Sie, Herr Lindner, gehören nicht zu den Durchschnittsverdienern, wie man an Ihrer Millionen-Immobilie, dem Porsche und der Rolex-Uhr unschwer erkennen kann, aber auch an Ihrer pompösen Luxushochzeit auf Sylt im vorigen Jahr, nicht zuletzt auch an Ihrem stattlichen Ministergehalt einschließlich Zulagen von über 20.000 € im Monat plus jährlicher Diätenerhöhung als Abgeordneter - also das fünf- bis sechsfache des Durchschnittsgehalts der fleißigen deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit 4.000 € Monatslohn oder 49.260 € im ganzen Jahr.
„Sie leben in einer abgehobenen Subkultur - und die AfD profitiert“
Sie leben also beide in einer vom einfachen Volk abgehobenen Subkultur und können sich als Nichtbetroffene wohl kaum in die Lebenswirklichkeit von uns „kleinen Leuten draußen im Lande“ empathisch hineinversetzen. Wen vertreten Sie eigentlich als Volksvertreter? Schlägt Ihr Herz trotzdem für die sozial Bedürftigen und die vielen Rentner an der Armutsgrenze, als die sozialen Verlierer der anhaltenden Umverteilung von unten nach oben - die derzeit unser Land sozial spaltet und politisch nach rechts abdriften lässt? Bei uns in Gelsenkirchen hat bei der letzten Bundestagswahl die AfD fast 23% der Stimmen erreicht. Nehmen Sie das achselzuckend hin?
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https://www.lokalkompass.de/gelsenkirche...indner_a1914560
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