Sabine Peters: Die dritte Hälfte
Sabine Peters pflegt in ihrem Roman einen bewundernswert eigenwilligen Stil, der durchaus fasziniert, aber letztlich nicht ganz befriedigt. Die Figuren bleiben zu sehr Karikaturen, der Inhalt etwas zu konturlos.
von Katrin Krämer
Das Alter ist kein Kampf, es ist ein Massaker! Das hat jedenfalls der amerikanische Schriftsteller Philipp Roth einmal behauptet. Ganz so martialisch blickt Hermann Dik, niedergelassener Allgemeinmediziner in Hamburg St. Georg, nicht aufs Älterwerden. Er betrachtet neuerdings nur die Anzeichen dafür sehr aufmerksam. Die Arthrose, ja, aber sonst geht's schon noch. Wenn da nicht die Ängste wären, die ihn nachts wachhalten.
Es war im letzten Jahr im ausgehenden Winter, als Doc seinen Schlaf verlor. Er suchte ihn auf der Liege (...), er suchte ihn in Feld und Wald, beim Sport, beim Kräutertee (...) Doc zählte in den grauen Nächten graue Schafe.
Mit seinen 66 Jahren weiß er natürlich, dass er nicht mehr ganz der Alte ist. "Du bist ein Kauz in der dritten Hälfte des Lebens", sagt Doc Dik, wie er genannt wird, zu sich selbst.
Sabine Peters bemüht in ihrem Roman das klassisch resümierende Erzählmotiv "Habe ich falsch gelebt?". Was hat man versäumt, was hätte man besser machen sollen?
Er radelte am Deich der Norderelbe entlang, sah die Filterbecken von Kaltehove. (...) Das hätte er mit Lucy machen sollen, doch er hatte immer wieder etwas vorgeschoben: Fortbildung, Hausbesuche, Steuererklärung. Herman Dik hockte verschanzt hinter der Barrikade, die er Arbeit nannte. Lucy erzählte von der Schule, er hörte nicht zu.
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