Paul Ruban: Der Duft des Wals
Die schönste Zeit des Jahres, das ist für viele Menschen der Urlaub. So soll es auch für eine Familie im Roman "Der Duft des Wals" von Paul Ruban sein. Aber: Dann liegt da plötzlich ein Wal am Strand von Mexiko - gestrandet und verendet.
von Danny Marques Marcalo
Was für ein Anblick. Der kanadische Tourist Hugo steht an einem mexikanischen Strand - und sieht einen Wal:
Ein Blauwal. Ich gehe zögernd auf seinen Körper zu. Um ihn herum liegen große, schleimige Stücke seiner Eingeweide, die in der aufgehenden Sonne funkeln. Ein langer Riss an der Seite zeigt sein höhlenartiges Inneres. Und plötzlich dieser Geruch - stechend und ranzig.
Wie das arme Tier so ein Ende nehmen konnte, das verrät der Roman nicht. Sein Geruch, ja eher Gestank, bleibt aber ein Thema. Hugo und seine Familie sind nach Mexiko in ein schickes Hotelresort gekommen. Die Eltern wollen eigentlich ihre Ehe retten, die Tochter will den ganzen Tag nichts anderes als zeichnen. Und all das nun in diesem Odeur der Verwesung.
Ein Angestellter, der in der Nähe des Pools herumläuft (…) kommt auf mich zu, geht am Beckenrand in die Hocke und öffnet seine Brieftasche. Nach kurzem Kramen holt er schließlich eine (…) Nasenklammer heraus (…) klemmt mir den Gummiclip sanft, aber ungefragt auf die Nase. (…) Ich lasse es zu und erröte bis zu den Ohren.
So beschreibt Hugos Frau Judith ihre erste Begegnung mit einem Hotelangestellten, die im weiteren Verlauf noch viel intimer werden wird. Eine Ehe wird in diesem Urlaub sicherlich nicht gerettet. Das Buch erzählt den Aufenthalt im Hotelresort aus vielen Perspektiven. Die westlichen Touristen: dekadent; die Angestellten: clever. Wer die derzeitige Erfolgsserie "The White Lotus" mag, der ist hier genau richtig.
Weiterlesen:
https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Rom...t,ruban102.html
Reset the World!
Beiträge: | 28.044 |
Registriert am: | 02.11.2015 |
![]() | Ein eigenes Forum erstellen |