Percival Everett: James
Der Reiz von "James" besteht darin, eine literarische Figur aus "Huckleberry Finn" aus neuer Perspektive zu beobachten. Percival Everett ist ein packender, einfühlsamer Roman gelungen - er ist nun Pulitzer-Preisträger 2025 im Bereich Fiktion.
von Peter Helling
Der gute alte Mississippi. Gemächlich fließt er nach Süden. Ein Mythos. Aber in diesen Fluss zu geraten, ist lebensgefährlich, denn unter seiner Oberfläche gibt es Strömungen, die einen hinabziehen. Ein doppeltes Bild.
Wer Mississippi sagt, sagt auch schnell Mark Twain. Sagt Tom Sawyer, Huckleberry Finn. Zwei Jungs, die Abenteuer erleben, unbekümmert Streiche spielen. Ach ja, da gibt es ja auch diese Nebenfigur: Jim. Ein Sklave, scheinbar dumm, mit dieser eigenartigen Sprache. Kennt den jemand?
"Jim, warst du in Richter Thatchers Bibliothekszimmer?"
"In seim was?"
"Seiner Bibliothek."
"Nein, Ma’am. Gesehen habbich die Bücher, aber im Zimmer drin warch nich, was sollchn mim Buch?"
Percival Everett eignet sich Jim an, zieht sich die Figur über. Schon das ist ein erzählerischer Wurf, ein Roman aus der Ich-Perspektive des Sklaven. Jim hat einen Alltag, eine Familie. Die derbe Sprache ist sein Tarnmantel, übrigens kongenial übersetzt von Nikolaus Stingl. Wenn keine Weißen in der Nähe sind, liest er Søren Kierkegaard und John Locke. Es sind Überlebensstrategien gegen den täglichen Rassismus.
Jim flieht aus dem kleinen Nest Hannibal, als er erfährt, dass er verkauft werden soll. Er würde sonst seine Familie nie wiedersehen. Von dieser Flucht erzählt der Roman.
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https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Pul...everett106.html
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