Der Sommer wird arm, wie Max Dauthendey so treffend feststellte. Verwöhnt hat er uns, so sehr, dass es dem ein oder anderen mehr als zuviel wurde. Ich werde ihn vermissen und sehnsüchtig auf den nächsten warten.
Dickes Danke an alle, die halfen, dem Sommer Klang zu verleihen!
Nun stehen die Tage grau, lässig, still,
Weil es herbsten will.
Der Sommer wird arm.
Doch ich trage junge Violen im Haar
Und Maienstrahlen, eine goldhelle Schar,
Und die Sonne im Arm.
Max Dauthendey
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Mir geht es ebenso, Lotte.
Aber er hat uns noch nicht verlassen, der Sommer.
Ein schönes Gedicht hast du hier heraufgeholt!
Jonny
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Sommers End.
Einmal noch wissen,
dass ich ein Silber hab,
noch einmal
auf Dächer gespuckt!
Bevor die See
sich dreht,
bevor der Dreizack
zuckt.
Einmal noch links
am Gott vorbei,
noch einmal eine letzte Runde,
ganz rot, ganz frei!
Bevor Winter
mit den Eisen schabt,
bevor Vater
mit den toten Tieren naht.
(weegee)
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Wow, was für ein toller und saustarker Abschluss des (diesjährigen) Sommerfadens.
Ein unbedingtes Lesezeichen, einfach wundervoll!
Sirius
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Ganz große Klasse, Jörn!
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Zurück von der Buchmesse, hab ich mich sehr gefreut über eure Begeisterung, DANK auch beiden!
Jörn
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Sommeranfang
Nun kommen endlich vierzig Grad,
Das Darben hat ein Ende.
Wer schon seit März den Grill an hat,
Der spuckt jetzt in die Hände
Und pfeift auf Hautkrebs und Ozon,
Und ordert Steaks in Marinade.
Dreihundert Koteletts hat er schon
Und zwanzig Pfund Panade.
Steht sandaliert im Eissalon
In beigen Shorts und Smartphone.
Ein deutscher Mann braucht pro Saison
Nur Bier und Eis und Telefon,
Und Bratwurst, Diesel und die Frau
Mit hundert Kilo netto.
Ist stets bereit zur Fleischbeschau
Und schlabbert am Cornetto.
So kann es bleiben bis Advent,
Vielleicht noch etwas wärmer.
Am liebsten hab ich, Sakrement,
Ganzjahres-Sonnenschwärmer.
Sirius
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Der Sommer: Licht, Wärme, Leichtigkeit entspricht nicht dem Naturell des Deutschen. Deshalb macht er so ulkige Sachen.
Fein beobachtet, Sirius!
Jörn
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Ach, weegee, ich hab gar nichts gegen Sonnenanbeter, nur gegen übertriebene Hitze. Wenn ich dazu noch Medikamente einnehmen muss, die Hautkrebs verursachen, ist das nicht lustig. Und wenn es im Winter denn mal drei Tage Frost in Folge gibt, wird gleich die Eiszeit ausgerufen. Wir wollen ja keine Jahreszeiten mehr, sondern möglichst nur Sommer von Januar bis Dezember.
Ich danke dir für deinen Kommentar!
Sirius
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Sommer
Ilse Kleberger
Weißt du, wie der Sommer riecht?
Nach Birnen und nach Nelken,
nach Äpfeln und Vergißmeinnicht,
die in der Sonne welken,
nach heißem Sand und kühlem See
und nassen Badehosen,
nach Wasserball und Sonnenkrem,
nach Straßenstaub und Rosen.
Weißt du, wie der Sommer schmeckt?
Nach gelben Aprikosen
und Walderdbeeren, halb versteckt
zwischen Gras und Moosen,
nach Himbeereis, Vanilleeis
und Eis aus Schokolade,
nach Sauerklee vom Wiesenrand
und Brauselimonade.
Weißt du, wie der Sommer klingt?
Nach einer Flötenweise,
die durch die Mittagsstille dringt,
ein Vogel zwitschert leise,
dumpf fällt ein Apfel in das Gras,
der Wind rauscht in den Bäumen,
ein Kind lacht hell, dann schweigt es schnell
und möchte lieber träumen.
https://www.youtube.com/watch?v=XWWOCzUTFBM
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Sarah Kirsch
Im Sommer
Dünnbesiedelt das Land.
Trotz riesiger Felder und Maschinen
Liegen die Dörfer schläfrig
In Buchsbaumgärten, die Katzen
Trifft selten ein Steinwurf.
Im August fallen Sterne.
Im September bläst man die Jagd an.
Noch fliegt die Graugans, spaziert der Storch
Durch unvergiftete Wiesen. Ach, die Wolken
Wie Berge fliegen sie über die Wälder.
Wenn man hier keine Zeitung hält
Ist die Welt in Ordnung.
In Pflaumenmuskesseln
Spiegelt sich schon das eigne Gesicht und
Feuerrot leuchten die Felder.
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Letzter Sommer
Dies wird vielleicht der letzte Sommer sein.
Noch schlägt das Herz in dir, bald steht es still.
Wer weiß, wie bald - fast denkst du: wie ER will.
Dies wird vielleicht der letzte Sommer sein.
Du sagtest nie zuvor, wie ER es will -
Du führtest Seinen Namen nicht im Mund -
ER schuf den Himmel und das Erdenrund.
Noch schlägt das Herz in dir, bald steht es still.
Du weißt es nur zu gut, denn selbst der Schein,
der lang dich trog, er trügt dich länger nicht.
Du siehst der Wahrheit gerade ins Gesicht:
Dies aber wird der letzte Sommer sein.
Franz Lichtenstein
(Gedichtband: Die Zeit, die uns entglitt)
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Trakl, Georg (1887-1914)
Sommer
Am Abend schweigt die Klage
Des Kuckucks im Wald.
Tiefer neigt sich das Korn,
Der rote Mohn.
Schwarzes Gewitter droht
Über dem Hügel.
Das alte Lied der Grille
Erstirbt im Feld.
Nimmer regt sich das Laub
Der Kastanie.
Auf der Wendeltreppe
Rauscht dein Kleid.
Stille leuchtet die Kerze
Im dunklen Zimmer;
Eine silberne Hand
Löschte sie aus;
Windstille, sternlose Nacht.
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Hier und jetzt
Scheint: die Sonne
und das Sehnen
webt seine Fäden hin und her.
Pulsiert: dein Lachen
selbstvergessen,
aufgestiegene Schwärme.
Ruhen: deine Augen
und sie schauen
in ozeanische Ferne.
Scheint: dein Haar,
blitzt es
vor gelber Wonne.
(weegee)
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Ein Liebsgedicht an den Sommer und an Sie! So klingt der Sommer, vielen Dank, weegee!
Sirius
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