Die Häscher kommen im Morgengrauen
Als es am 10. September 2016 um 5 Uhr 42 an der Wohnungstür klingelt, weiss der türkische Schriftsteller Ahmet Altan, dass sich ein Kreis geschlossen hat. Wie einst sein Vater wird auch er in Haft genommen – und geht es nach der türkischen Justiz, wird er den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Ein schmales, aber starkes Buch versammelt seine im Gefängnis verfassten Texte.
Richter sind auch nur Menschen. Da kann es schon einmal passieren, dass einer die Plädoyers der Verteidigung coupiert und die Urteilsfindung etwas beschleunigt, in der Hoffnung, nach Ende der Verhandlung den vom Staat gestellten Servicebus noch zu erwischen. Auch Staatsanwälte sind Menschen; wer will es ihnen verdenken, wenn sie es lieben, «Wörter anzubringen, die sie nicht verstehen»? Und in dem Prozess, von dem die Rede ist, sind die Misstritte des juristischen Personals ohnehin nicht von Belang; denn die Anklage ist absurd, das Urteil stand vermutlich von Anfang an fest.
Wir sind hier nicht bei Kafka, sondern in der heutigen Türkei. Der Angeklagte ist Ahmet Altan, ein in seiner Heimat vielgelesener Schriftsteller, zudem Mitgründer und bis 2012 Kolumnist der kurz nach dem Putschversuch von 2016 eingestellten politischen Tageszeitung «Taraf». Altan und sein Bruder Mehmet wurden am 10. September 2016 festgenommen unter dem Vorwurf, sie hätten in einer Fernsehsendung am 14. Juli «unterschwellige Botschaften» über den unmittelbar bevorstehenden Putsch verbreitet.
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https://www.nzz.ch/feuilleton/die-haesch...auen-ld.1430423
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Ein guter Artikel, doch kaum zu ertragen.
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morgen lächelt sie zurück.
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