Eugenides' Erzählungen
Gerechtigkeit kann ein ziemliches Biest sein
Hat der US-Physiker das indische Mädchen vergewaltigt? Oder was ist genau geschehen? Wie kondensierte Romane sind die Geschichten, die Bestsellerautor Jeffrey Eugenides in seinem Erzählungsband vorleglegt.
Ein paar Minuten in einer einzigen Nacht, und Matthew steckt tief im Schlamassel. Er wird angeklagt, ein minderjähriges Mädchen vergewaltigt zu haben. Der Physiker hatte an einer kleinen amerikanischen Uni einen Vortrag gehalten, ein Mädchen indischer Abstammung sprach ihn an, wurde anzüglich und sorgte später dafür, dass er sich in einem Laden Kondome besorgt - eine Kamera hat den Kauf festgehalten.
Ein kurzer Geschlechtsakt im Hotel, ohne Leidenschaft, das Mädchen, Prakrti, verschwindet schleunigst wieder. Sie hat ihr Ziel erreicht. Matthews Frau reicht die Scheidung ein, der Kontakt zu seinen Kindern dünnt sich aus. Eine amerikanische Familie, zerbrochen. Zunächst zumindest.
"Nach der Tat" heißt diese großartige Erzählung aus dem neuen Buch von Jeffrey Eugenides, "Das große Experiment". In den USA ist es der erste Erzählband des amerikanischen Großmeisters ("Middlesex") überhaupt. Die Story, geschrieben 2017, ist keinesfalls ein Beitrag zur #MeToo-Debatte, denn Matthew hat sich von dem Mädchen um den Finger wickeln lassen. Aber hat er sich eingelassen. Schuld? Ja, nein, jein.
Was Prakrti eigentlich treibt, kommt erst allmählich ans Licht. Nach dem Wunsch ihrer Mutter soll sie mit einem jungen Mann verheiratet werden, der in Indien lebt und den sie nicht ausstehen kann. Also muss sie etwas gegen ihre Jungfräulichkeit unternehmen, denn dann ist sie für einen Hindu keine geeignete Braut mehr. Um sich selbst zu retten, katapultiert sie einen anderen ins Verderben. Reue? Na gut, ein bisschen.
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