Die Welt ist auf Talfahrt ins Gestern. In diesem Roman sind es die Frauen, die sich wehren
Pflanzen mutieren, das menschliche Erbgut zerfällt – und eine Sekte kämpft mit sinistren Mitteln ums Fortleben unserer Spezies. Dieses apokalyptische Szenario balanciert die amerikanisch-indianische Schriftstellerin Louise Erdrich mit differenzierten Milieuskizzen aus, die auf eigener Erfahrung beruhen.
Was bleibt, wenn wir von der Zukunft abgeschnitten sind? Wenn sich unser Erbgut rasant zurückbildet? Wenn der Fortbestand der Menschheit auf dem Spiel steht, sich der pure Überlebenswille aus allen zivilisatorischen Ummantelungen befreit? Angesichts der gewaltigen klimatischen Veränderungen, die uns die bisherigen Lebensumstände und -grundlagen zu rauben scheinen, angesichts grosser Flüchtlingsströme werden rationale wie irrationale Ängste frei, die an die Instinkte appellieren. Kein Zweifel: Derzeit haben Dystopien Konjunktur.
Eine solche hat die amerikanische Autorin Louise Erdrich mit ihrem neuen Roman, «Der Gott am Ende der Strasse», entworfen. Darin erzählt sie die Geschichte der schwangeren Cedar. Die Sterne stehen nicht gut für die bevorstehende Geburt, denn die Welt befindet sich im Umbruch. Alle Kommunikationssysteme sind zerstört. Gerüchte huschen vorbei und verschwinden wieder. Die fundamentalistische Church Of the New Constitution tritt auf, deren Vertreter wie eine Bürgerwehr agieren. Plötzlich werden Schwangere aufgegriffen und verschwinden spurlos.
Desorientiert, hilflos verbirgt sich Cedar mit ihrem Mann vor den Häschern. So konkret die Bedrohung ist, so unklar bleibt deren Kausalität. Es gehört zu Erdrichs klugen literarischen Entscheidungen, dass sie die Situation nicht bis ins Letzte ausleuchtet. So befindet sich der Leser stets auf demselben Wissensstand wie die Hauptperson.
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https://www.nzz.ch/feuilleton/louise-erd...tern-ld.1493192
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