Etwas Besseres als das Leben
Vier Jugendliche, ein Toter und öder Alltag: Thomas Langs brutal berührender Roman „Freinacht“ über eine unerklärliche Tat.
Um die Freinacht zu feiern, also die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, auch Hexen- oder Walpurgisnacht genannt, treffen sich 2006 zehn 13- bis 17-Jährige in einem Waldstück am Stadtrand von Traunreut im Landkreis Traunstein. Ein Junge der Gruppe streift im Verlauf des Abends durch die Gegend, findet die Leiche eines Mannes und holt seine Freunde. Der 49-Jährige galt als vermisst; in einem Abschiedsbrief hatte er angekündigt, sich zu Tode trinken zu wollen. Suizid, kein Gewaltverbrechen – jedenfalls bis dahin
Die Jugendlichen rufen nämlich nicht die Polizei, stattdessen schleifen sie den toten Körper gute 20 Meter weit, fesseln ihn mit einer Hand an einen Ast, schlagen mit einem Eisenrohr und anderen Gegenständen auf ihn ein, verstümmeln ihn.
Drei der Haupttäter werden später wegen Störung der Totenruhe verurteilt; der vierte wird nicht belangt, weil er zur Tatzeit jünger als 14 Jahre alt ist und damit strafunmündig. Ein Motiv kann das Gericht nicht ausmachen, geht aber von „gruppendynamischen Prozessen, alkoholbedingter Enthemmtheit sowie einer Verrohung aufgrund des von allen eingeräumten gelegentlichen Betrachtens von Gewaltvideos“ aus.
Was ist das für eine Welt, in der wir leben, will man nach den wahren Geschehnissen dieser Freinacht nun fragen, eher rhetorisch. Schließlich weiß jeder längst: eine schlechte. So wie auch Elle, die Heldin in Thomas Langs neuem Roman „Freinacht“. Elle ist 15 Jahre alt und ein leidlich schlichtes Mädchen in der Hölle, die man Pubertät nennt. Ihr größter Hoffnungsschimmer: die Feier ihres 16. Geburtstag, in eben jener Freinacht.
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https://www.tagesspiegel.de/kultur/thoma...n/24938476.html
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