Cyberangriff auf Berliner Kammergericht
Russische Hacker könnten Justizdaten gestohlen haben
Wer steckt hinter dem Cyberangriff aufs Berliner Kammergericht? Laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sei bei Attacken mit dem Emotet-Virus „grundsätzlich von organisierter Kriminalität auszugehen“, sagte ein Sprecher der Behörde, die dem Bundesinnenministerium unterstellt ist. Mehrere Tätergruppen seien aktiv. Eine betreue die Infrastruktur, entwickle sie weiter und vermiete sie dann an andere Tätergruppen. Das funktioniere nach dem Prinzip „crime as a service“.
Wie berichtet, musste Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) nach einem Tagesspiegel-Bericht am Montag zugeben, dass bei der Attacke Daten abgeschöpft worden waren - anders, als in der Vergangenheit mitgeteilt.
In der Regel gehe es bei Attacken um finanzielle Interessen, sagte der BSI-Sprecher weiter. Wer konkret dahinter stecke, sei unklar. Für die Zuordnung zu einer Tätergruppe seien die Strafverfolgungsbehörden zuständig. Es könnte sich bei Angriffen mit Emotet um Täter handeln, die früher für staatliche Behörden tätig waren, hieß es.
Die Äußerung des Sprechers, der keine weiteren Details nennen wollte, lässt einen Zusammenhang mit russischen Hackern vermuten. Täter wie die von deutschen Sicherheitsbehörden als APT 28 bezeichnete Hackergruppe waren oder sind immer noch für einen russischen Geheimdienst aktiv. APT 28 war unter anderem verantwortlich für einen Angriff auf den Bundestag, bei dem große Datenmengen erbeutet wurden.
Der Justizsenator hatte am Montag zunächst per Mail die Sprecher-Runde des Rechtsausschusses im Abgeordnetenhaus über das Gutachten informiert, wenige Minuten später folgte eine Pressemitteilung. Titel: „Erkenntnisse zum Emotet-Virus am Berliner Kammergericht“. Im Anhang ein forensisches Gutachten des IT-Dienstleisters T-Systems, von dessen Existenz die Öffentlichkeit erst durch Tagesspiegel-Recherchen Kenntnis erlangt hatte und das Abgeordnete schon vor Wochen hatten einsehen wollen. Bis dato jedoch wurde ihnen dieses verwehrt.
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