Bildungswüste Bayern
Politische Inhalte werden in deutschen Lehranstalten immer mehr zur Randerscheinung. Studie offenbart regionale Unterschiede und Ungleichgewichte
Politische Bildung spielt an allgemeinbildenden Schulen – im Zeitverlauf – eine immer geringere Rolle. Noch mehr gilt dies für die Berufsschulen, wie jetzt erstmals eine Studie der Universität Bielefeld aufzeigt. Ein zentraler Befund der am vergangenen Freitag veröffentlichten Untersuchung: In elf Bundesländern waren 2020 für Politikunterricht während der Lehre noch deutlich weniger Zeitanteile vorgesehen als in der Sekundarstufe I. In 14 Fällen entspricht das Pensum 1,7 Prozent der gesamten Ausbildungszeit und damit gerade einmal einer Schulstunde pro Woche. Lediglich in Mecklenburg-Vorpommern mit 2,2 Prozent und Schleswig-Holstein mit 3,4 Prozent genießt das Fach einen höheren Stellenwert. Angesichts der mageren Ergebnisse warnen die Autoren vor einem »schweren bildungs- und demokratiepolitischen Fehler«.
Seit 2018 analysieren die Soziologen Mahir Gökbudak, Reinhold Hedtke und Udo Hagedorn die jährlichen Stundentafeln für politische Bildung in deutschen Lehranstalten und schlüsseln die ermittelten Werte in einem Länderranking auf. Neu ist in diesem Jahr die Berücksichtigung der beruflichen Bildung. Im Alter zwischen 16 und 20 Jahren würden junge Menschen ein politisches Bewusstsein entwickeln und ihre Möglichkeiten erproben, selbst politisch Einfluss zu nehmen, erläuterte Gökbudak in einer Medienmitteilung. Vor diesem Hintergrund werde das Potential beruflicher politischer Bildung »wenig genutzt«, befand der Forscher und monierte überdies die regionalen Unterschiede und Ungleichgewichte bei den jeweiligen Angeboten. »Von einer Gleichwertigkeit der politischen Bildung in Schulformen und Bundesländern kann keine Rede sein.«
Bei dreijährigen Ausbildungsgängen nähern sich nur sechs Bundesländer dem Stand der 5. bis 10. Klassen an oder gehen leicht darüber hinaus. Am schlechtesten schneiden Nordrhein-Westfalen, Berlin und das Saarland ab, die jeweils rund die Hälfte des Zeitumfangs erreichen. Noch ungünstiger ist die Lage bei Lehrberufen mit dreieinhalbjähriger Qualifikationsphase. Hier liegen sogar zwölf Länder unter dem Schnitt, während zwei knapp und zwei weitere deutlich darüber rangieren. Allerdings verdankt sich der »Erfolg« der vier Ausreißer – darunter Rheinland-Pfalz, Thüringen und Bayern – ihren Versäumnissen im schulischen Bereich. Nirgendwo sonst ist Politik weniger präsent als an den allgemeinbildenden Schulen in Bayern. Der Studie zufolge nahm das Fach Politik und Gesellschaft an den Gymnasien im Freistaat im Vorjahr 0,5 Prozent der gesamten Stundentafeln ein. Auch bei den Haupt-, Real- und Mittelschulen landete Bayern mit einer Quote von 1,1 Prozent auf dem letzten Rang.
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https://www.jungewelt.de/artikel/404498....ste-bayern.html
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Es ist gar nicht gut, wenn der Mensch zuviel weiß. Sicher gibt es in Bayern dafür eine Extrastunde Religionsunterricht.
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