Julikinder
Wir Kinder im Juli geboren
Lieben den Duft des weißen Jasmin,
Wir wandern an blühenden Gärten hin
Still und in schwere Träume verloren.
Unser Bruder ist der scharlachene Mohn,
Der brennt in flackernden roten Schauern
Im Ährenfeld und auf den heißen Mauern,
Dann treibt seine Blätter der Wind davon.
Wie eine Julinacht will unser Leben
Traumbeladen seinen Reigen vollenden,
Träumen und heißen Erntefesten ergeben,
Kränze von Ähren und roten Mohn in den Händen.
Mai 1904
Hermann Hesse
Reset the World!
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Ich war mal ein großer Fan von Hesse. Der 'scharlachrote' Mohn muss aber lila gewesen sein.
http://www.sandammeer.at/rezensionen/les...rogen-meier.htm
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Der September
Das ist ein Abschied mit Standarten
aus Pflaumenblau und Apfelgrün.
Goldlack und Astern flaggt der Garten,
und tausend Königskerzen glühn.
Das ist ein Abschied mit Posaunen,
mit Erntedank und Bauernball.
Kuhglockenläutend ziehn die braunen
und bunten Herden in den Stall.
Das ist ein Abschied mit Gerüchen
aus einer fast vergessenen Welt.
Mus und Gelee kocht in den Küchen.
Kartoffelfeuer qualmt im Feld.
Das ist ein Abschied mit Getümmel,
mit Huhn am Spieß und Bier im Krug.
Luftschaukeln möchten in den Himmel.
Doch sind sie wohl nicht fromm genug.
Die Stare gehen auf die Reise.
Altweibersommer weht im Wind.
Das ist ein Abschied laut und leise.
Die Karussells drehn sich im Kreise.
Und was vorüber schien, beginnt.
Erich Kästner
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Zitat von Sirius
Julikinder
Wir Kinder im Juli geboren
Lieben den Duft des weißen Jasmin,
Wir wandern an blühenden Gärten hin
Still und in schwere Träume verloren.
Unser Bruder ist der scharlachene Mohn,
Der brennt in flackernden roten Schauern
Im Ährenfeld und auf den heißen Mauern,
Dann treibt seine Blätter der Wind davon.
Wie eine Julinacht will unser Leben
Traumbeladen seinen Reigen vollenden,
Träumen und heißen Erntefesten ergeben,
Kränze von Ähren und roten Mohn in den Händen.
Mai 1904
Hermann Hesse
Guten Tag, Herr Hesse!
Sie beschrieben Ihr Julikinder so, wie jedem Dichter abzuraten wäre:
Zu viele Adjektive, zu wenig Platz für die Phantasie des Rezipienten.
Ich vermisse, die Stimmung über die Situation herzustellen und nicht - wie Sie es taten - über die Attribute.
Herr Hesse, wenn Sie begründet berühmt werden wollten, hier meine Empfehlung für den Anfang:
Wir Kinder im Juli geboren
Lieben den Duft des Jasmin
Wir wandern an Gärten hin
Und her in Träume verloren
Zugegeben, ich bin doppelt so alt wie Sie. Und hatte in Ihrem Alter nichts von Ihren Möglichkeiten.
Hochachtungsvoll
Ihr Hochstapler
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Kippenberg Ecke Täubchenweg - Sommer 2016
Vor´m off´nen Haus mit off´nen Flaschen
Off´ne Ohr´n im Schneidersitz
Mutter geht mit Einkaufstaschen
Durch die Kinder. Schimpft und schwitzt
In die geschlossene Gesellschaft
Die den Bordstein okkupiert
Annen May und Kantereit
Lungern barfuß vor´m Klavier
Mutter stolpert über Beine
Ihrer Kinder ihrer Stadt
… hast mich angezogen, ausgezogen, großgezogen…
Wohin, hat Mutter sich gefragt
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Der Mutter auf den Fersen, folge ich ihrem Weg, und in meinem Ohr singen AnnenMayKantereit.
Danke, dass du mich ein Stück mitgenommen hast, hilfsmueller!
Liebe Grüße
scrabblix
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Erinnerungen an die Maria A.
An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.
Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: Ich kann mich nicht erinnern.
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: Ich küsste es dereinst.
Und auch den Kuss, ich hätt' ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke da gewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.
Bertold Brecht
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Gänsehaut, liebe Lotte.
Danke, Leo, hab es mir eben ausgedruckt.
Schreiben macht schön.
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Du, Sommer,
das ist nicht lustig,
das du immer woanders bist,
als meine Liebste und ich.
Das gilt auch für dich, Mond.
es macht doch nichts,
wenn du mal voll bist.
Und du, Sonne,
bist doch schon groß,
muss man sich da
hinter Wolken verstecken?
Siehst du nun, Liebste,
ich hab wirklich
alles versucht.
Sirius
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Da nich für, ihr zwei beiden!
Das wird sie sicherlich einsehen, Sirius!
Mit kleiner Verspätung zum 212. Geburtstag von Eduard Mörike (*8. Sept. 1804)
Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
Schenke der Welt mein Lächeln,
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Ende
Verträumt und müde
wie ein Schmetterling im September
taumelt der Sommer das Gelände entlang.
Altweiberfäden
wirren sich um seine zerrissenen Flügel
und die Blumen, die noch blühen,
haben keinen Honig mehr.
Am Hochwald drüben,
hinter dem die Sonne glutet,
lauert die Nacht, gleich einer großen Spinne,
und wie ein engmaschiges Netz
hängt sie die Dämmerung
vor das verflackernde Abendrot,
nach dem der Schmetterling seinen Flug nimmt.
Cäsar Otto Hugo Flaischlen
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Warte nur, balde
Ruhest du auch.
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Ja, Karlchen, balde ruhet auch er.
Sommerloch
Ein superschlankes Sommerloch
steht jammernd hinterm Deich
nur ein paar Sonnentage noch
dann ists vorbei ich weich
dem Schokoladennikolaus
im Supermarktregal
dem Urlauber der kaum zu Haus
bald hat die Qual der Wahl
dem Fan im Fußballstadion
pssst... seid mal still
da singt er schon.
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Den Sommer müssen wir im Herzen verwahren.
Wir brauchen ihn dort für die kalte Zeit,
die bevorsteht.
Eines Tages, wenn ich nach Worten für dich suche,
werde ich in dem Sommer die Zärtlichkeit
deines Namens finden.
Und mir wünschen, ich könnte dich so berühren
wie es das Meer kann.
Sirius
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