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RE: Der Klang des Sommers

#121 von Jonny , 28.06.2017 06:02

Das ist toll, Lotte - hat mich richtig in den Tag katapultiert!

 
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RE: Der Klang des Sommers

#122 von Sirius , 29.06.2017 00:19

Sommergang

Erst lammweiße Tage gehabt
julianische Stunden.

malvengebüschelt das Herz
Akazienfedern im Haar

unter den Tieren des Waldes gewesen
bis lilienbefeuert die Brust

grünschattenmundig geschwelgt
geküsst Rinden und Samen.

die Pfauen balzen gesehen
und schreien gehört vor Gier

am Ende hollerbeerenblau jede Hand
aus den Dornen gekommen

und tollkirschenweit
die Pupille von prächtigen

Farben des Hungers wie
zwitschernder Liebe.

Ulrike Draemer


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Sirius
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RE: Der Klang des Sommers

#123 von scrabblix , 29.06.2017 22:11

Schrebergärten

Du schaust hinein. Am Zaun die Laube
In Sonntagsstimmung, frisch und blank:
Ein grünes Haus mit weißer Haube
Und ringsum wilden Weins Gerank.

Dazu zwei Mädchen mit Soldaten;
Drum lacht die Sonnenblume auch -
Ein Apfelbaum, ein Beet Tomaten,
Ein Rosenstock, ein Himbeerstrauch:

Und mitten in der Pracht ein Kleinchen,
Das kaum noch halb sein Hemdchen deckt
Und das zwei ros'ge, runde Beinchen
Aus seinem Kinderwagen streckt.

Vor einhundert Jahren entstanden diese Zeilen von Gertrud Kolmar, die 1943 in Auschwitz ermordet wurde.


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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RE: Der Klang des Sommers

#124 von scrabblix , 30.06.2017 23:16

Es lebt

Das Haus
es lebt
geschmückt
die müden Fenster
ein bunter Schirm
erzählt vom Sommer

die Wiese
bebt
freudig erschrecktes
Quieksen
ein Wasserstrahl
im Sommer.


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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RE: Der Klang des Sommers

#125 von Sirius , 05.07.2017 00:11

Sommer

Draußen
im Juli
spült das Meer
immer wieder
Sommerschnee
an schweigende Klippen,
überall
auf ölenden Felsen
schminkt sich der Sommer
umgeben
von dürstenden Pinien
in der Stille
des Verweilens.
Und ich
bin dir nah
zwischen den Zeilen
in diesem Augenblick:
diesem Augenblick,
der so schnell vergeht
wie dieser Sommer
und auch der Landwein,
die Oliven, das helle Brot
und abends
in winzigen Gassen
der Rauch von gegrilltem Fisch.

Heike Böning


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RE: Der Klang des Sommers

#126 von scrabblix , 05.07.2017 22:52

Sommer (Abend in Lans, 1. Fassung)

Sommer unter kalkgetünchten Bogen,
Vergilbtes Korn, ein Vogel der ein und aus fliegt
Abend und die dunklen Gerüche des Grüns.
Roter Mensch, aufdämmerndem Weg, wohin?
Über einsamen Hügel, vorbei am knöchernen Haus
Über die Stufen des Walds tanzt das silberne Herz.

Georg Trakl


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RE: Der Klang des Sommers

#127 von scrabblix , 09.07.2017 17:37

Sommerfrische

Der Himmel ist wie eine blaue Qualle.
Und rings sind Felder, grüne Wiesenhügel -
Friedliche Welt, du große Mausefalle,
Entkäm ich endlich dir ... O hätt ich Flügel -

Man würfelt. Säuft. Man schwatzt von Zukunftsstaaten.
Ein jeder übt behaglich seine Schnauze.
Die Erde ist ein fetter Sonntagsbraten,
Hübsch eingetunkt in süße Sonnensauce.

Wär doch ein Wind ... zerriß mit Eisenklauen
Die sanfte Welt. Das würde mich ergetzen.
Wär doch ein Sturm ... der müßt den schönen blauen
Ewigen Himmel tausendfach zerfetzen.

Alfred Lichtenstein


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RE: Der Klang des Sommers

#128 von scrabblix , 10.07.2017 22:05

Die alte Tanne

Die Fledermäuse sind auf Mückenjagd
ein Schauer schickt sie heim in das Geäst
der alten Tanne die so stolz und niemals klagt
wenn Wolkentrauer ihre Nadeln nässt

auf ihrer Spitze thront zur Freude aller
ein Sangeskünstler der schon Federn lässt
ist wohl ein unverpaarter Nachtigaller
viel lieber baute er an einem Nest

die Zapfen holt sich das geschickte Eichhorn
in seinem Kobel feiert es ein Fest
die alte Tanne stört sich nicht am Staubkorn
blickt milde auf den abgenagten Rest.


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RE: Der Klang des Sommers

#129 von Sirius , 10.07.2017 22:20

Erstaunlich, was du alles beobachtest, Lotte. Und so wunderbar in Worte fassen kannst!

Sirius


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RE: Der Klang des Sommers

#130 von Letreo71 , 11.07.2017 21:55

Das ist wunderschön, liebe Lotte und der Nachtigaller, ist ja wohl ein Knaller.

Sehr erfrischend zu lesen.

Leo


Schreiben macht schön.

 
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RE: Der Klang des Sommers

#131 von scrabblix , 11.07.2017 22:30

Mich erfrischt, eure Kommentare zu lesen!

Lieben Dank euch zwei beiden!

Lottegrüße in die Nacht


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RE: Der Klang des Sommers

#132 von Seeräuber-Jenny , 12.07.2017 23:34

My Love is Like a Heathrose Tree

My love is like a heathrose tree,
adornment of my yard.
His scent will touch internally
all fibres of my heart.

I’ll never harm my bonnie rose,
at last I’m not a male.
How bad things go, precisely shows
the heathrose in the tale.

The rascal had become a thief.
The misdeed he had done
awarded him some short relief.
The rose bud, though, she's gone.

My heathrose tree, so white and green,
ablazing with the sun,
will all the summers bloom for me
until my days are done.


Die Leute sagen immer:
Die Zeiten werden schlimmer.
Die Zeiten bleiben immer.
Die Leute werden schlimmer.

Joachim Ringelnatz

 
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RE: Der Klang des Sommers

#133 von Sirius , 21.07.2017 00:15

Sommer

Sommer. Für etliche Tage
Begleiter der Rosen zu sein;
was uns erblühende Seelen
weht, das atmen wir ein.
Sehen in jede, die stirbt,
eine Vertraute,
entschwundene Schwester, die wir
unter anderen Rosen überdauern.

Rainer Maria Rilke


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RE: Der Klang des Sommers

#134 von Jonny , 22.07.2017 16:09

Mittag

Der Sommermittag lastet auf den weißen
Terrassen und den schlanken Marmortreppen -
die Gitter und die goldnen Kuppeln gleißen -
leis knirscht der Kies. Vom müden Garten schleppen

sich Rosendüfte her - wo längs der Hecken
der schlaffe Wind erschlief in roten Matten -
und geisternd strahlen zwischen Laubverstecken
die Götterbilder über laue Schatten.

Die Efeulauben flimmern. Schwäne wiegen
und spiegeln sich in grundlos grünen Weihern -
und große fremde Sonnenfalter fliegen
traumhaft und schillernd zwischen Düfteschleiern.

Ernst Stadler 1883-1914

 
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RE: Der Klang des Sommers

#135 von scrabblix , 25.07.2017 22:47

Vorbei

Endlose Wasser aus Wolken,
den Bergen und deinem Gesicht
schoben zu Tal, was wir wollten.
Der Morgenmond tröstet uns nicht.

Das Hochwasser hat sich verzogen,
im Raps japsen Zander und Schlei,
Laternen lächeln verbogen,
wo wir wohnen, schlafwandelt ein Brei

aus Hausrat, Unrat und Tränen.
Ein im Stegreif gereifter Prozess
fließt gekonnt aus allen Plänen.
Das Leben warst du und ist Jazz.
-
hilfsmueller


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