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RE: Dinge, die (endlich oder leider) verschwunden sind

#31 von Jonny , 20.08.2017 13:47

Jetzt werd ich unruhig...
Ich höre förmlich das elektrisierte Knistern, welches entsteht wenn sich feinster Satin an schlanken Damenbeinen auflädt,
bevor er zu Boden fällt...

 
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RE: Dinge, die (endlich oder leider) verschwunden sind

#32 von Jonny , 20.08.2017 13:58

Hoffentlich wird es bald Winter, dann tragen die Damen wieder knielange Unterhosen - und ich werde wieder ruhiger.
So wie früher. Feinrippunterwäsche mit Spitzen an den Enden.
Also in der Renaissance - Zeit war das kein Thema.

 
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RE: Dinge, die (endlich oder leider) verschwunden sind

#33 von kama tanha , 20.08.2017 14:05

Nein, jetzt habt ihrs vermasselt. Pech gehabt!


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RE: Dinge, die (endlich oder leider) verschwunden sind

#34 von Sirius , 21.08.2017 00:11

Frieden und Freiheit

In Wahlzeiten ist man von „Frieden und Freiheit“ aus Kohls Zeiten auf „Sicherheit“ umgeschwenkt, Frieden und Freiheit lassen sich nicht so gut überwachen. Und ich fühle mich ja auch gleich viel sicherer, wenn überall Kameras auf mich gerichtet sind. Ich weiß gar nicht, wie ich früher so alleine klar kam.
Der Staat mißtraut dem Volk, nur umgekehrt wird er angehimmelt. Fühl ich mich sicherer, nur weil die Geheimdienste die Terroristen persönlich zum Tatort chauffieren?Hat Oma Müller mehr Freiheit, angeschnallt in ihrem Pflegebett, wenn der Staat auch noch weiß, wie viel Geld sie noch unterm Kopfkissen hat? Muss REAL unbedingt wissen, bei welcher Krankenkasse ich versichert bin, damit meine überwachte „Freiheit“ garantiert wird? Muss jede Mail und jeder Anruf staatlich gespeichert werden, und muss ich das schön finden, weil ich ja nichts zu verbergen hab? Und was haben die zu verbergen, die mir Freiheit und Frieden nehmen mit ihrer Kriegs- und Gierpolitik? Und warum fragt sich das keiner?
Freiheit ist ein zu großes Wort geworden für dieses Land, für diese Welt. Es ist auch niemand mehr daran interessiert. Freiheit heißt inzwischen, jeden bescheißen zu dürfen, wenn es nur Profit bringt. Und Frieden will jeder nur für sich selbst, die anderen brauchen keinen.
Wir wollen nicht teilen mit anderen, aus Angst, aus Gier, was weiß ich,warum.
Aber bei der Freiheit sind wir großzügig, die schenken wir einfach hin.


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RE: Dinge, die (endlich oder leider) verschwunden sind

#35 von Karl Ludwig , 21.08.2017 11:11

Ich würde schreiben, dass die Gemütlichkeit hopps ging. Selbst das Entspannen wird heutzutage unter Effizienzaspekten praktiziert.

Die Gemütlichkeit, das nicht ergebnisorientierte Handeln, die Moral in der Geschäftswelt (über die Moral in der Politik schweige ich, denn die hat es noch nie gegeben), und das gute Gewissen (das wurde durch ein chronisch schlechtes Gewissen ersetzt, denn irgendwo wird es irgendwem immer nicht genügen).

Das sind die Dinge, die ich echt vermisse: Angstfreier Blick in den Gesichtern der Entgegenkommenden, Ärzte die keine Gebührenliste im Akkord abhaken müssen, Mädchen die wie Mädchen aussehen und nicht wie Hammerwerferinnen nach der Menopause, echte Lebensmittel ohne Zusätze überall, ungeklont, unoptimiert.

Das richtige Wetter vermisse ich auch. Ich meine das, wovon Rudi Carell einst sang. Obwohl, ... inzwischen ist es für dieses Jahr wohl zu spät, ordentliches Wetter zu verlangen.


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RE: Dinge, die (endlich oder leider) verschwunden sind

#36 von Sirius , 21.08.2017 21:09

Letztendlich haben wir uns das alles selbst zuzuschreiben. Uns zwingt ja keiner, genmanipulierte Lebensmittel und Chemieware zu kaufen. Allerdings: Ärzte kann man sich kaum noch aussuchen, da überall Patientensperre, elend lange Wartezeiten, sodass man mit den Quacksalbermutanten vorlieb nehmen muss, die nur ihr Konto behandeln.
Die Gesundheitspolitik, Umweltpolitik, Kriegspolitik ist zum Kotzen, aber es gefällt den
meisten, außer dem Heer der Nichtwähler, das keiner bewegen kann.
Die Leute wirken immer wie gehetzt, sind handyabhängig wie Junkies, als hätten sie irgendeinen sinnvollen Satz zu sagen. Sprichst du mit einem Kind, stehst du kurz vor der Verhaftung als Sittenstrolch, aber zu den Pfaffen schicken sie immer noch die Kinder hin.
Und egal, in welchen Laden ich gehe, entweder ich werde direkt oder über das Produkt beschissen. Die Gier in diesem Land kotzt mich an, diese Raffgier, die den Leuten aus den Gesichtern guckt.
Wir wechseln mal besser das Thema, sonst rege ich mich noch auf.

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RE: Dinge, die (endlich oder leider) verschwunden sind

#37 von Sirius , 25.08.2017 00:05

Eisblumen

Eines der schönsten Dinge im Winter ist verschwunden und gelegentlich nur noch an kleinen Klofenstern zu finden: Die schönen Eisblumen, die der Frost auf dem Fenster malt.
Kein Fliegenschiss war ihnen zu schade, sich liebevoll in sechseckigen Kristallen auszubreiten, zu wachsen wie die Muse des Poeten. Mißbraucht auch oft poetisch wegen hormoneller Defizite, die auch Jasmin Wagner (Blümchen) plagten:

Eisblumen aus Eifersucht
Blühn an meinem Fenster
Jede Nacht lieg ich wach
Und seh Gespenster
Bist du allein?
Bist du bei ihr?

Frauen eben. Es geht gar nicht um die Eisblumen, sondern um emotionalen Durchfall.
So würdigen es Profis:

Auf den eisbedeckten Scheiben
fängt im Morgensonnenlichte
Blum und Scholle an zu treiben..

Löst in diamantnen Tränen
ihren Frost und ihre Dichte,
rinnt herab in Perlensträhnen..

Herz, o Herz, nach langem Wähnen
lass auch deines Glücks Geschichte
diamantne Tränen schreiben!

Diese Zeilen von Christian Morgenstern fallen künftig den Reinräumen und Heizperioden und der Doppelverglasung zum Opfer.
Dazu der Klimawandel mit Bauchspeckgrillen im Februar, anstatt zarter Gemälde aus der Malkunst der Natur in Form lieblicher Eisblumen.
Möge dem Dichter die Tinte im Füller gefrieren, damit er sich immer erinnere.
Ach ja, Füller...Tinte...Löschpapier... Seufz.

Sirius


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RE: Dinge, die (endlich oder leider) verschwunden sind

#38 von kama tanha , 25.08.2017 07:59

Sei nicht traurig, lieber Sirius. Noch ist nicht alles verloren. Ich hab noch Löschpapier!


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RE: Dinge, die (endlich oder leider) verschwunden sind

#39 von Karl Ludwig , 25.08.2017 10:19

Aber es zählt nur der echte Mont Blanc mit Drehfüllmechanismus und Tintenfass, keiner nicht von diesen Patronenfüllern nicht, und natürlich mit eingraviertem Namenszug. Und ein Roller aus Marmor für das Löschpapier. Briefbeschwerer in Form einer Jugendstilschönheit, natürlich nackig. Geprägte Ledermappe für die Vorlage statt stapelbare Plastikkörbe.

Ach die gemütlichen Zeiten und ihre, irgendwie liebenswerte Schrullen, wie Henkelmann im Warmwasserbecken statt Schnellimbiss, oder, je nach Wichtigkeit, Italiener, sind den unbekümmert drüberlatschenden Füssen vom Fortschritt zum Opfer gefallen.


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RE: Dinge, die (endlich oder leider) verschwunden sind

#40 von Sirius , 25.08.2017 20:35

Ich hatte noch einen Griffel mit Feder früher und ein dickes Tintenfaß. Patronenfüller sind Murx, aber Mont Blanc Füller kosten richtig Geld.
Was fehlt, ist einfach die Qualität von früher und der Stil der Menschen, die kulturell verwahrlost sind. Was sollst du von Leuten halten, die ihren Kartoffelbrei aus einer Mock fressen? Mit denen kann man sich nicht nostalgisch unterhalten. Wer zwei Zentner wiegt und in bunten Leggins rumrennt, dem kannst du nichts von Mont Blanc erzählen. Der kennt nur den kahlen Asten. Die Menschen sind noch da, aber sie sind mutiert zu Konsum-Schnösel, zu Plastikidioten, Einwegamöben ohne gesellschaftlichen Wert. Sie labern nur Dünnpfiff und kacken dir die Hütte voll. Der Mensch selbst mit Stil ist weg, reformiert zu einer endlos plappernden Klobürste im Lemming-Overall.

Danke, kama, du weißt wohl, was ich leide.

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RE: Dinge, die (endlich oder leider) verschwunden sind

#41 von scrabblix , 25.08.2017 22:27

Wie lieb ich's, wenn die Tinte leise aus der Feder fließt.
Wie lieb ich's, wenn der Winter Blumen auf die Fenster gießt...

Ach, Jungs, ich glaub wir werden alt.

Nostalgische Lottegrüße


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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RE: Dinge, die (endlich oder leider) verschwunden sind

#42 von Jonny , 26.08.2017 08:49

Wenn in der kleinen Mühle aus Bohnen Pulver wird,
wenn Duft von handgebrühtem Kaffee durch die Stube irrt,
seh ich die Oma steh'n, am Porzellangedecktem Frühstückstisch,
riech Brötchen - die noch Brötchen waren - goldgelb, bäckerfrisch.

Schau gern hinein in diese Welt - aus halb geschloss'nen Augen;
müsst nur den meterhohen Staub aus heute von dem damals saugen...


Jetzt habt ihr mich angesteckt!

 
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RE: Dinge, die (endlich oder leider) verschwunden sind

#43 von Sirius , 01.09.2017 00:07

Falscher Hase

Hackfleisch, eine halbe alte trockene Semmel (Brötchen) in Milch aufgeweicht, Zwiebeln, Knoblauch, Speck, Semmelbrösel, Petersilie, Senf Kümmel (bäh!), Salz, Pfeffer, Paprika, Muskat, Oregano und zwei hartgekochte Eier sind die Zutaten für einen ganz besonderen Hackbraten. Den Falschen Hasen.
Die beiden hartgekochten Eier veredelten die Riesenbulette zum Beinahe-Hasenbraten, den sich arme Familien sonst nicht leisten konnten. Welche Rolle allerdings die Hühnereier bei der Verwandlung von Mischhack in einen Rammler übernehmen, weiß wohl nur der Osterhase.
Ein Sonntagsgericht, das aus der Mode ist, zumal Hackfleisch in diesem Land mit Vorsicht zu genießen ist, egal was auf der Packung steht. Nur weil es „frisch rot“ ist, ist es noch lange nicht frisch, denn diese Farbe erzeugt man, indem man das Fleisch vor dem Verkauf einer „Schutzatmosphäre“ aussetzt. Das ist ein Gemisch aus Kohlenstoffdioxyd und Stickstoff.
Völlig legal, sagt unser Wurstminister. Wir fahren ja auch Autos, die tödliches Kohlenmonoxyd freisetzen.
Auch den Eiern kann man nicht trauen, die sind inzwischen mit Antibiotika, Salmonellen, Nitrofen und Dioxin verseucht, muss ich alles sonntags nicht haben, die Semmel kommen ohnehin aus dem Labor, aber mit dem Rest kann man sich eine schöne Gewürzmischung reinziehen.
Kochen will eh keiner mehr und mit den Klohänden im Hack mantschen ist auch nicht so toll,
also weg damit, nicht mal mehr einem ehrlichen Falschen Hasen kann man hier noch trauen.
Eine Schande!

Sirius


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RE: Dinge, die (endlich oder leider) verschwunden sind

#44 von kama tanha , 01.09.2017 21:38


Auch traurig.


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RE: Dinge, die (endlich oder leider) verschwunden sind

#45 von scrabblix , 01.09.2017 22:23

Ich glaube dir fehlt hier der nötige Ernst, Martina! Sirius trauert seinem falschen Hasen hinterher, den ich im übrigen noch nie nicht gegessen, geschweige denn zubereitet habe, und du, du lachst aus vollem Halse. Tzz, tzz, tzz.


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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