Applausordnung Ponographie
Anton – Julia – Birte – Gerrit – Magda – Urs
Alle 2 x gemeinsam
Dann ab
Alle 2 x gemeinsam
Dann ab
Alle 1 x gemeinsam
Dann vor, Hände fassen
1 x gemeinsam
Dann zurück
1 x gemeinsam
Dann ab
Alle 1 x gemeinsam
Dann die Schwarzen holen
1 x die Schwarzen
1 x alle
Dann ab
Philipp Scharri
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liebling, du hast mich heute ausgelacht
liebling, du hast mich heute ausgelacht
liebling, drum hab ich dich jetzt umgebracht
du weißt ja dass ich es nicht leiden kann
und trotzdem fingst du zu lachen an
liebling, warum hast du mich ausgelacht
liebling, drum hab ich dich umgebracht
du weißt ja es ist für mich so schwer
schau doch bitte nicht so traurig her
woran denkst du
liebe kleine leiche
denkst du an mich
oder denkst du an dich
warum schenkst du
mir kein letztes lächeln nicht
und blickst so wunderlich
auf mich auf mich
woran denkst du
liebe kleine leiche sprich
liebling du hast mich heute ausgelacht
liebling, drum hab ich dich jetzt umgebracht
du weißt ja dass ich es nicht leiden kann
und trotzdem fingst du zu lachen an
Gerhard Rühm
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Vermutung
Was das Wetter betrifft, so hat das schlechte Wet-
ter einen großen Vorteil, denn bei schlechtem
Wetter kann sich der Mensch auf gutes Wetter
freuen, worauf er sich ben gutem Wetter nicht freu-
en kann, denn dann hat ers ja, und so dumm wird
er nicht sein, sich dann auf schlechtes Wetter zu
freuen, weshalb man wohl sagen kann, dass das
schlechte Wetter eigentlich das gute Wetter ist,
dialektisch gesehen, versteht sich.
Johannes Conrad
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1920
An das Proletariat Berlins!
Durchgangsverkehr
Die Kohlennot ist groß
Spart Gas und Fahrkartenpreise! (Übergangsverkehr.)
Fundsachen werden ersucht, die Bekanntmachung
an der Leine zu führen
Hunde sind an den Bahnhofsbeamten zu versteuern
Schalterverwaltung im Krankenhaus (Nichtraucher unverwüstlich)
Dieser Platz ist für die ungehinderten Hunde abzugeben.
Jeder Handel ist Unbefugten Zahnpasta (auch der Schleichhandel.)
Nicht in den fahrenden Genossen springen (wenn der Zug hält)
Nicht öffnen, bevo der Zug fährt (zur Pflege der Zähne)
Das ist der Kardinalfehler unserer Politik.
Kurt Schwitters
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Ein Beispiel für Freundlichkeit
„Na, wie gehts Ihnen, was macht der Stuhl, Herr Müller?“
fragte der visitierende Professor Dr. Linsenbart den neu
eingelieferten Patienten Karl Müller.
„Danke, Herr Professor“, erwiderte der Patient Karl
Müller freundlich, „danke, Herr Professor, und wie
geht’s Ihnen, was macht Ihr Stuhl?“
Sofort wandelte sich Professor D. Linsenbart verstört ab,
aber auch die ihm begleitenden Ärzte und Schwestern
schüttelten entgeistert die Köpfe.
Hieran erkennt man aber, dass der Arzt seitens des
Patientens kein bißchen Freundlichkeit mehr gewöhnt
ist, ja, diese nicht einmal mehr zu erwarten scheint. Wie
wohltuend, dass es noch solche Patienten wie Karl Müller
gibt.
Johannes Conrad
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In der Sonne
In den Pollen saß die Sonne,
in den Hummeln,
auf der orangenen Tischdecke,
dann endlich auf deiner Haut,
warm, beschützend.
Ich hörte dein wohliges Seufzen,
wünschte mich hinter deine Augen,
schwieg wie immer um den Brei herum.
Missmutig über das Jucken auf den Armen,
schlich ich mich gedanklich zu dir rüber,
streichelte dir über die Beine,
küsste dich, sang ein Gedicht
und küsste dich wieder.
Du öffnetest die Augen und
wischtest mit der Hand über dein Gesicht.
Was war das?
Wohl nur eine Fliege, Liebste.
Schlaf noch ein wenig.
Sirius
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Das einzig sonderbare an deinen Versen ist, dass du sie unter Sonderbares eingestellt hast, Sirius. Deine Momentaufnahme ist keineswegs sonder- sondern wunderbar!
Liebe Lottegrüße
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Das Kultbuch zur Vergänglichkeit Der Mensch, das ist nicht Geist, Moral und derlei immaterielles Gespinst. Der Mensch, das ist: Wasser für 60 Kannen Kaffee, Phosphor für 50 Schachteln Streichhölzer, genug Eisen für einen Nagel, ausreichend Kalium für eine Rolle Zündplättchen, so viel Kalk, dass man einen Hühnerstall damit weißeln könnte. Und dieses wundersame Gemisch, ein paar Zutaten haben wir weggelassen, ist ein ständiger Prozess des Werdens und Vergehens, bis ihm Alter und Verfall am Ende den Garaus machen. Der holländische Biologe Midas Dekkers findet diese Perspektive keineswegs erschreckend, ihn belustigen vielmehr die verzweifelten Versuche unsere Fit for Fun-Gesellschaft, sich ewige Jugend zu erkaufen: "Jeder will alt werden, keiner will es sein."
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Beim Weltuntergang
Stundenlang standen wir mit offenen Mündern und
hängenden Armen an unserer Straßenecke. Obwohl
es Februar war, trugen wir kurze Hosen. Nicht nur
blieb in diesem Jahr der Winter aus, nein, es erfolgte
bereits um 23 Uhr 52 der Sonnenaufgang. Die Meisen
brüteten Sofortbildkameras aus, immer mehr Kinder
wurden in Konfirmationsanzügen geborgen – wir
gingen lieber wieder ins Haus.
Eugen Egner
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Schnipsel
Warum lächelt die Mona Lisa
Weil sie
Hitkinsons Verdauungspillen
eingenommen hat
und so
von ihrer lästigen Verstopfung
für immer befreit ist!
Wollen Sie
auch lächeln?
Dann..
Amerikanisches Inserat
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Hauptsächlich wichtig.
Eine Hauptsache bei vielem ist, daß stets der Anschein äußerster Wichtigkeit erweckt wird. Wenn z.B. eine Katze ihrem Verehrer fortläuft, so muß das aussehen, als ob sie auf der anderen Seite des Weges etwas ungemein Wichtiges zu tun hätte, was jeden andern Gedanken ausschlösse. Oder wenn ein sogenannter Zahlkellner gerufen wird, so muß er immer erst wie der Mond aus dem Gewölk treten, das heißt erst nach längerer Zeit und nur auf einen Moment, zu dem man sich beglückwünschen muß, da ihn neues Gewölk schon wieder zu verschlingen droht. Auch in geistigen Dingen nützt dergleichen viel, und wer darauf verzichtet, kann sicher sein, daß ihn sobald keiner wichtig nimmt.
Christian Morgenstern
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Der schwedische König Gistav III., wagte Mitte des 18. Jahrhunderts ein makaberes Experiment, um die Schädlichkeit von Kaffee nachzuweisen.
Er ließ zwei zum Tode verurteilte Häftlinge begnadigen. Einem wurde befohlen, täglich Kaffee zu trinken, der andere durfte ab sofort nur noch Tee konsumieren.
Der König ließ das Experiment von zwei Medizinern beobachten.
Er ging davon aus, dass der Kaffeetrinker zuerst sterben würde.
Es kam anders:
Zuerst starb der eine Arzt.
Dann starb der andere Arzt.
Dann starb der König.
Und dann der Teetrinker.
Kaya Yanar
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Gestern hab ich nur ein Foto gemacht,
aber mehr verdient als sonst im ganzen Monat.
Sie zogen mich aus und durchsuchten mein Schweigen,
aber sie fanden es nicht.
Für wen ich das mache, fragten sie.
Sie fragten drei Stunden lang.
Ich rief keinen Anwalt an, sondern meine Ärztin.
Dann ließen sie mich gehen.
Sie fürchten mich, ich kenne ihre Seelen.
Sirius
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Cäsar Flaischlen
Ich muß an das Meer denken ...
Ich muß an das Meer denken, wenn ich deine Augen sehe ... an das Meer ... Sonntag morgens!
Durchsichtig bis zum Sandgrund wiegt es sich zum Strand, mit glasklarhellen Wellen, und wie leises Glockenklingen singt es über seine blaue sonnenfrohe Stille und weiße Schiffe ziehn am Horizont, gleich lichten Träumen in die Ferne suchend ...
wunschloser Frieden überall ...
und dennoch lauert was in seinen Wellen und auf dem Grund, in den es blicken läßt,
und in den blauen Tiefen seiner Ferne ...
lockend und drängend ...
etwas, das eine stumme Sehnsucht dir ins Herz wirft ... du weißt nicht, wie ... daß du aufjubeln möchtest und dich hineintrinken in seine kühle Frische und die Brust dir baden, stark und frei ... und plötzlich dann aufweinen wieder in unbegreiflich unsagbarem Weh und niederknieen und den Strand küssen, den es umspielt ... wie ein Kind ...
Ich muß an das Meer denken, wenn ich deine Augen sehe ... an das Meer ... Sonntag morgens!
aus: Von Alltag und Sonne
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