Sitzt, passt, raubt mir die Luft
Fällt spät wir spucken aufs Geländer, da knutscht
Alexander A. Leach mit Cary Grant voller Abendkleid
und der Vogel ruft: "Mehr Stil bitte."
Marianne putzt mir den Ofen und raubt mir ein Ohr und
ich röhre vor lauter schlechtem Gewissen Gedichte die beginnen
Oh Marianne, why do you do what you do that way du treibst
mich in die Umgebung.
Sunday Morning, Kettwurst für alle und Schnitzer von Ost-Sauce
jet-settet über alle Fronten eingetrieft. Heiße Tränen und
Stille bis auf das Knarren der Tür zum Bad. Da steht die bekannte
Palme und ebenda heule ich "ach"
Marianne hebelt die Gasdüsen aus
ich beiße in eine Pfefferoni und hopse
herum jaulend wie der grünste Hund Marianne schrubbt ich sage
"Marianne du bist ja wahnsinnig" Marianne sagt "O nein, du, ich bin
freiwillig." und ich fleißig Veitstanz im Frack
nur für sie
Der Unterschied ist ein Rad radelt nicht sarkastisch. Ich klappere
mit den Flanken und schlage mich vom Puch auf den Asphalt und liege
noch etwas da in meiner Fahne heftig wie einem Lachen atmen mich hörnd
Wisch mich auf Marianne und ich mach die schönsten Gedichte
Ann Cotten, Aus: unveröffentlicht
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Traktoristen sind die größten Philosophen
Jedes Haus hat sein Eichhörnchen.
Die hellen Häuser dunkle Eichhörnchen
mit weißen Bäuchen. Die dunklen Häuser
fuchsbraune Eichhörnchen. Wenn die dunklen
Eichhornchen wütend werden, verjagen sie
die braunen. Die springen wimmernd von Tombola
zu Tombola. Jedes Auto hat sein Eichhörnchen.
Manchmal sogar jeder Autositz. Auf manchen
sitzen sogar je zwei Eichhörnchen, die Pfötchen
halten, weil sie sich fürchten. Zu jedem Zelt gehört
die Fährte eines Eichhörnchens, das die
Witterung eines Pfannkuchens aufgenommen hat,
zu jedem Traum zumindest ein Abdruck
einer Eichhörnchenpfote auf einem fernen Stern.
Ich habe ein Eichhörnchen kennengelernt,
das den Ärmelkanal durchschwommen hatte.
Es sagte: „Es war schwierig. Mein Vorrat an
Haselnüssen und isotonischen Getränken
ging schon auf halbem Wege zur Neige.
Mein Schweif war mit Wogen vollgesogen.
In einem fort zog er mich in die Unterwelt.“
Ich habe ein Eichhörnchen gesehen, das
größer war als der Eiffelturm. Es brachte
den Verkehr zum Erliegen. Es hatte
kein Haus. Es ging nicht zur Schule.
Es mußte im Meer schlafen.
Und sich mit dem Himmel zudecken.
Ich habe von einem Eichhörnchen gelesen,
das sich einer Schönheitsoperation unterzog.
Es wünschte sich sehnlichst, „Babe“
genannt zu werden. Ich habe von einem
Eichhörnchen gehört, das sich wie
eine alleinerziehende Mutter benahm.
Sein Ex-Ehemann war Traktorist.
Er aß makrobiotisch, badete in einem
Jungbrunnen und hörte Bach-Fugen.
Traktoristen sind die größten Philosophen,
deshalb stehen ihnen auch die meisten Eichhörnchen zu.
Niemals verlieren sie sich in hellsichtigen Chausseen
und in unzugänglicher Musik. Im Sommer sitzen sie
auf Druidensteinen, trinken ihr Bier im Schatten
und stellen sich Fragen wie: Was ist die Natur des
Eichhörnchens? Wenn sie durch die Luft schweben,
benehmen sie sich wie schwarze Engel, die sich
gerne in Eichhörnchen verwandeln würden.
Dann stürzen die süßen Schaumwolken am
stürmischsten auf ihr zerbrechliches Leben nieder.
Uros Zupan
Aus: Immer bleibt das Andere.
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LIEBESMAILS FLIEGEN HIN UND HER, HÖREN DANN AUF
Jedes Wort küsse ich,
besonders die Flügel
der Worte, besonders
die Seelen der Worte,
die Kommas, die
Punkte, das Beben und
die Leidenschaft und
am Ende deinen
Namen.
Dann lösche ich mit der Taste Delete
jedes Wort, die Flügel der Worte,
die Seelen der Worte, die Kommas,
die Punkte, das Beben und die Leidenschaft
und am Ende deinen Namen.
Jenen Taumel lösche ich,
das Schwanken von Nein zu Ja,
den Verlust des Gleichgewichts
und das Versinken ineinander.
Die Städte und Züge lösche ich
und die Umarmungen in jenem Sommer,
die Verzückung lösche ich, die Regenschauer und die Zimmer
und dich, erleuchtet und verwirrt, nackt und weiß
inmitten der Zimmer, mit den drei Ehen
und den zwei Teilen Deutschlands, ich lösche dich.
Mein Bedeutungsreicher, Brüchiger und Kostbarer
wie ein unentziffertes Pergament
von vor Christus, ich lösche dich mit dem Herpes
in jenem fiebrigen Herbst
mit verschwitzter Luft von Grippe, Herzschlagen,
Stöhnen, Verschmelzen, Schlaf und von neuem und wieder.
Mit dem Aspirin und den Tropfen lösche ich dich,
mit dem Kamillentee und dem Eukalyptusbalsam,
den ich langsam und lange
in deinen langsamen und langen Körper reibe.
Mit deinen naiven Wunderlichkeiten lösche ich dich,
mit der Eitelkeit, mit den mürrischen Lippen,
mit den allumfassenden Armen
und verzehrenden Fingern.
Ich lösche dich, verträumt vor einer Suppe,
versunken in ein Buch, erleuchtet und verwirrt,
bedeutungsreich, schön
und geliebt, ich lösche dich
und lösche so mich selbst,
die Liebe lösche ich,
weil wir sie nicht verdienen.
Mirela Ivanova
aus: Versöhnung mit der Kälte.
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Christina Georgina Rossetti
"Wir können stundenlang dasitzen und einander einfach nur an den Händen halten. Manchmal habe ich auf ihre Hand hinuntergeschaut, sie ist so sanft und schön, dann starre ich meine eigene Hand an, vielleicht nur einen Finger, vielleicht nur einen Nagel. Wie lange werde ich diesen Finger noch haben, denke ich dann. Oder ich habe ihre Hand an meine Lippen gehoben und sie geküsst. Ich habe daran gedacht, dass ich diese Hand, die ich jetzt halte, auch bis zuletzt halten werde, vielleicht in einem Krankenhausbett, vielleicht viele Stunden am Stück, bis ich am Ende aufgeben und alles loslassen muss. Wir haben beschlossen, dass es so passieren soll, sie hat es mir schon versprochen. Es tut gut, daran zu denken. Und es ist unbeschreiblich traurig, daran zu denken. Wenn ich dieses Universum loslasse, dann lasse ich eine warme, lebendige Hand los, die des Orangenmädchens. Stell dir vor, Georg, wenn es auch auf der anderen Seite eine Hand gäbe, die wir festhalten könnten! Aber ich glaube nicht, dass es eine andere Seite gibt. Da bin ich mir fast sicher. Alles, was existiert, ist nur von Dauer, bis alles ein Ende nimmt. Aber das Letzte, was ein Mensch festhält, ist oft eine Hand."
"Das Orangenmädchen"; Jostein Gaarder
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Martina Kieninger
Elternverwirrbuch
Heisenberg, das unbestimmte Bimmelschaf hat eine Bimmel um, es heißt das Bimmelschaf darum
und wenn die Bimmel bimmelt weiß das Schaf Heisenberg immer, wo es ist.
Nämlich da, wo die Bimmel bimmelt.
Wartet, ich geb euch ein Beispiel:
Wenn die Bimmel auf der Wiese bimmelt, weiß das Schaf, wo die Wiese ist nämlich dort, wo das Schaf steht, an dem die Bimmel bimmelt.
Daraus ergibt sich logisch:
Wenn die Bimmel nicht bimmelt, könnte das Schaf genausogut auf der Straße sein oder im Wald.
doch sobald die Bimmel bimmelt, weiss das Schaf, dass es auf der Wiese steht oder auf der Straße oder im Wald.
Dort klingelt es, da steht es bimmelnd.
Das genügt dem Schaf zur vorläufigen Information.
Was zu beweisen war.
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Andreas Louis Seyerlein
von der Twitterhölle
12.8 – In einem mehrstündigen, äußerst strapaziösen Versuch, Gedanken auszutauschen mit Menschen, die eine Twitterhöllenkammer befeuern, habe ich Folgendes gelernt. Es ist nämlich so, dass in der Vorstellung dieser Menschen bald Ankerzentren existieren werden, umzäunte Gebiete, die Personen beherbergen, Personenmenschen, welche aus dem Süden bereits zu uns gekommen sind oder furchtbarer Weise noch kommen werden. Weiterhin habe ich bemerkt, dass Menschenpersonen, die sich in jenen umzäunten und bewachten Gebieten zwangsweise aufhalten sollten, in der Wahrnehmung der Höllenkammerbewohner immerzu jung sind und gesund und Männer. Man vermutet, dass diese männlichen Menschenpersonen möglicherweise schwächere Menschen auf hoher See vorsätzlich von Bord gestoßen haben könnten, vor allem Kinder und Mädchen, das ist selbstverständlich reine Behauptung, die durch stetige Wiederholung in der Höllenkammer nach und nach zur Gewissheit wird.
Diese jungen Männer nun, sie sind sehr häufig von schwarzer oder dunkler Haut bedeckt, sollen außerdem über finanzielle Mittel gebieten, die ihre Flucht oder Reise überhaupt erst möglich machten, sie seien also, so erzählt man, weder arm noch in irgendeiner Weise hilfsbedürftig, sie würden beileibe nicht südlichen Hungergebieten entkommen oder vor Bürgerkriegen geflohen sein, vielmehr sollen sie von irgendwoher angereist sein wie aus dem Nichts, um auf Kosten verarmter Ureinwohner in der Mitte Europas Mischbevölkerung zu erzeugen. Weil sie sich sorgfältig kleiden, weil sie über Telefone gebieten, weil sie mitnichten ausgehungerte Elendsgestalten sind, werden sie verdächtigt, gut organisierte Ankermenschen zu sein, Vorhut oder Schlimmeres. Ja, so in dieser Art und Weise wird vorgestellt, wird ausgedacht, wird Gewissheit erzeugt.
Ich stelle fest: Menschen, die keine Menschenpersonen, sondern Patrioten sind, Menschen, die in dieser skizzierten Gewissheit leben, sind empfindlich, sind wütend, sobald man sich mittels Wörtern fragend nähert. Sie schreiben unverzüglich zurück, dass man den Fragenden selbst sehr gerne pfählen würde bei lebendigem Leibe, erschießen, nach Afrika verjagen, da doch der Fragende ein linker Faschist sei, ein Antisemit, ein Mitvergewaltiger, das Böse schlechthin. stop. Die Sonne ist rund. – stop
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