Oder: Alles zu spät oder was?
Heute morgen las ich ausnahmsweise mal die Nachrichten, und ohne weiter ins Detail zu gehen, - die Überschriften reichten schon -, sehe ich nun ziemlich schwarz. Bislang hatte ich mich doch immer mit der Hoffnung getröstet, dass nicht zu meinen Lebzeiten das global-fatale Finale eingeleitet wird.
IPCC-Sonderbericht! Untergang der Demokratien! Hemmungsloses Austoben der Geheimdienste! Gift in Allem! Zusammenbruch der Biodiversität und nachfolgende Unterbrechung der Nahrungskette! Demagogen und Verführte! Kulturkämpfe! Religionskriege! Allgemeines Versagen der Menschlichkeit wg. Arsch ab! Irgendwer wird außerdem mit Bomben um sich werfen!
Ich habe schon meine Gründe, wenn ich normaler Weise allen News-Nerv aus dem Wege gehe. Sie versauen Einem ja doch nur die letzten Tage.
Alles müsste sich ändern, kann aber nicht. Ich tanze meinen Fandango auf den Gräbern, die niemand mehr schaufeln wird. Oder doch eher einen zappelnden Jive? Egal. Selbst ein Klammerblues würde nichts ändern. Der Mensch ist halt ein Auslaufmodell. An einem Sonnabend nach fünf Tagen schwerster Maloche recht lustlos zusammen gestümpert. Mit großem Hirn, jedoch ohne Gebrauchsanleitung. Dafür aber mit einer Selbstvernichtungsvorrichtung ausgestattet. Sein Aussterben würde die humanistische Denke hier mindestens auf Null anheben.
Ja, genau. Der letzte Gedanke ist doch ein tröstlicher Gedanke?
Nennt mich Kassandrus oder so. Meine Hühneraugen tausche ich gegen Eingebungen bei Hunin und Munin. Und in den Eingeweiden eines Huhns sah ich Galle fließen. Oh, fragt mich mal nach Sonnenschein.
Ach, fragt besser nicht. Denn Rauch wird den Tag zur Nacht machen und lodernde Feuer die Nacht zum Tage. Berge werden in die Meere stürzen und Moses wird nicht erscheinen um einem Pärchen dieser Affenwesen eine Koje anzubieten …
Kein Opa Pscht wird die Apokalypse zurecht weisen und ans Ende der Zeit verbannen.
Als ich letztens diese, aus dem Volksschatz bekannte, anthropomorphe Gestalt mit der schwer symbolischen Sense in einem Landmaschinencenter traf, wo sie sich einen Ernteapparat aussuchte, nahm ich sie diskret zur Seite (Obwohl mir 'antropomorph' bei einem dauergrinsenden Gerippe irgendwie nicht ganz passend erscheint):
„Ist das denn wirklich nötig?“
„Aber ja doch. Da kommt bald ein Haufen Arbeit auf mich zu.“
„Wann?“
„Bald.“
„Gibt es denn keine Hoffnung?“
Verständnislos blickte der Tod suchend um sich. „Nein, es gibt nur mich!“
Daraufhin warf ich mich in einen Schredder, der leider nicht angeschlossen war. Ich holte mir aber ein hübscher Streifenmuster an der Befestigung von unteren Extremitäten.
Selbst eine Gruppentherapiegruppe mit acht Milliarden Mitgliedern wollte er nicht mitbegründen.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Ich habe mal ein paar Hühnerknochen in den Kaffeesatz geworfen. Die Zukunft für uns alle sieht nicht rosig aus. Moses wird nicht erscheinen ,aber die Affen sind schon da.
Die Apokalypse wird vorverlegt und ich muss drei Tage vor meiner Beerdigung sterben. Sagen die Karten. Aber selbst wenn das mein letzter Tag morgen wäre, würde ich noch einen Mähdrescher kaufen. Auf Abzahlung natürlich.
Immerhin: Nichts Genaues weiß auch der Nostradamus von Burgdorf nicht, z.B. ob Schalke die nächste Partie gewinnt oder wann wieder die ersten Güterzüge nach Dachau fahren.
Gut, Propheten haben es nicht einfach.
Aber dafür haben wir wenigstens eine sehr, sehr amüsante Geschichte bekommen.
Und die Sache mit dem Schredder war so toll!
Sirius
Reset the World!
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Hast Du es gut. Drei Tage vor der Beerdigung zu sterben ist völlig normal. Besser jedenfalls als drei Tage vor dem Tod zu sterben. Dann würde nämlich alles noch mehr durcheinander kommen. Und nun schreibe ich ein weiteres Kapitel über dumme Sprüche. Demnächst hier in diesem Forum.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Und es wird sich erheben am Himmel ein großer Arsch.
Und er wird alles zuscheißen.
Und auch dich, mein Sohn wird es treffen.
Hab deine Erzählung wieder genossen Karle.
Wie auch den Siriusischen Kommentar dazu.
Ihr ergänzt euch wirklich großartig!
Daumen hoch
von
Jonny
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Sirius, was würdest du denn mit dem Mähdrescher noch alles kurz und klein machen?
Ich fahre dann hinter her - und bündle das ganze Gesindel - dafür gibt's doch sicher auch Maschinen.
Und das ganze Pack versenken wir dann dort, wo es nie wieder auftaucht.
Im Bermudadreieck...
Jonny
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Und es wird sich erheben am Himmel ein großer Arsch.
Und er wird alles zuscheißen.
Und auch dich, mein Sohn wird es treffen.
Großartig, Jonny! Und der Mähdrescher ist schweineteuer. Den nicht bezahlen zu müssen, wenn ich morgen in den großen Arsch am Himmel fahre, würde mir ein stilles Vergnügen bereiten.
Leider würde dann aber meine Bettlaken-Entkrümelungsmaschine nicht mehr fertig.
Ansonsten machen wir es so, wie du geschrieben hast.
Sirius
Reset the World!
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Wie du siehst, Karl-Ludwig, fordern deine gelungenen Geschichten die Forenfreunde zu Höchstleistungen auf.
Bitte nicht nachlassen!
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Bettlaken - Entkrümelungsmaschine…
Sirius, das könnte man vermarkten.
Ich meine, da gibt es doch so lebensgroße aufblasbare - wie soll ich sagen - äh -
na, ihr wisst schon. Wenn die auch noch das Bettlaken entkrümeln können.
Vielleicht mit einem eingebautem Staubsauger zwischen den Schulterblättern.
Gerade in der Weihnachtszeit. krümelt es unheimlich.
Einen hab ich noch.
Einen Lebkuchen...
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Passiert Euch das auch manchmal? Ihr schaltet den Rechner ein, und als Erstes findet Ihr weder ein defektes Betriebssystem, noch ist Zweitens das Internet woanders, vermutlich Unheil anrichtend.
Drittens geht Ihr in ein Literaturforum und werdet von Menschen gebauchpinselt, bis vor lauter selbstgefälligen Lächeln die Mundwinkel einreißen. Aber was nimmt man nicht alle in Kauf, nur um den Blödsinn im eigenen Kopf Anderen zugänglich zu machen.
Hier gefällt es mir. Niemand nimmt mir meine ziemlich fatalistische Haltung der Welt gegenüber übel (ist eh alles zu spät und all diese lächerlichen Versuche, das unvermeidbare Ende so lange wie möglich hinaus zu zögern (Darum geht es nämlich im Leben) ändern nichts); und wenn ich auf Eremitat stehe ist das auch mein Ding. Selbst die Kommentierfaulheit ist mir verziehen.
Komisch, während ich schreibe und spinne habe ich nie das Gefühl, besonders Lesenswertes zu erschaffen. Jonny kennt das bestimmt allzu gut, so wie der sein Licht unter den Scheffel stellt. Was ist denn ein Scheffel? Ich fluche leise – manchmal auch laut – vor mich hin, wenn ich fünf Min. brauche um nachzuschlagen. Ruhig, Ho. Hoo! Gaanz ruhig. Da: Scheffel ist ein altes Hohlmaß von unterschiedlicher Größe. Von unterschiedlicher Größe? Und außerdem ein toter Schriftsteller. Wie soll man denn damit etwas messen? Weitere Wartezeit. Aha. Weil jedes bescheuerte Volksgebilde auf eigenen Größen bestand, was das Bescheißen erleichterte, bis die alles vereinheitlichende Staatsmacht und so weiter mit Scheffel, auch Schaff, Schäffel, Simber, Sümber, Sümmer, Simmer genannt, Schluss machte.
Nun bin ich zwar klüger, aber die Geschichte fängt an zu lahmen. Ich füge eine Pause ein, Hier:
… halt nur eine kleine Pause. Bevor die Inspiration wieder zuschlägt, überprüfe ich Stil, Grammatik, Rechtschreibung bei dem bislang Geschriebenen und schäme mich ein wenig, wenn die Rechtschreibhilfe etwas gegen 'Grammatik' mit nur einem 'm' einzuwenden hat.
Kein Mensch mit allen Schindeln auf dem Dach würde vermuten, dass ich Literatur verbreche, wenn er mich vor dem Bildschirm sehen würde. Ja, spielt der denn ein Killerspiel? Was zieht der ein Gesicht wie eine beleidigte Leberwurst? (Wieso überhaupt beleidigte Leberwurst? Ach, schlagt doch selber nach. Viersäftelehre. Pikierte Organe, Galle und so.)
Der schreibt doch bestimmt einen flammenden Aufruf zur Revolte, vielleicht auch nur sein unlustiges Testament.
Nein, das meditative Element lässt sich nicht blicken. Der Kaffee rebelliert im Magen, die Blase spielt Nerv-as-Nerv-can, ein Auge juckt, ich muss mich zwischen den Schulterblättern kratzen, wo ist der Schaumlöffel als Rückenkratzer, kaum gefunden (wie kommt der denn unter das Kopfkissen?) und Wonne-wohlich benutzt, springe ich schon wieder auf und suche einen bestimmten Artikel in einem Stapel alter Geo-Magazine. Plötzlich fällt mir ein, dass ich noch nach meinen Anwalt sehen sollte. Ich suche nach Mütze (in der Jackentasche) und Jacke (woanders) ziehe einen Kissenbezug über die Ohren, laufe schnell genug um dabei nicht zu frieren durch die Stadt und lasse die Leute ruhig komisch gucken. Wenn ich mehrere Jacken hätte, müsste ich nun nach mehreren Jacken suchen.
Mein Anwalt ist nicht da, nur ein Schild verkündet Sprechzeiten. Die wären jetzt. Wieso der Kerl dennoch nicht in seiner Kanzlei ist, gehört zu den großen Rätseln dieser Welt, zumindest für mich.
Also zurück und weiter schreiben.
Und nur ganz selten herrscht Einklang ohne Noch-schnell-diesen-Absatz-zu Ende-Schreiben. Keine innere Ruhe lässt mich tief schürfen. Keine rosigen Träume wollen niedergetippt werden.
Ich habe auch (Schnabeltierkrimi) kein fertiges Konzept, während ich schreibe, so wie Sirius vermutet. Ich setze einfach einige Figuren in der narrativen Wüste eines leeren Blattes aus und schreibe drum herum. Ständig entdecke ich etwas Unlogisches oder auch bloß schlicht föllig Ferkehrtes und bessere nach. Ohne Schreibprogramm wäre ich ziemlich aufgeschmissen.
Und wie es mich freut, wenn mir jemand ein 'Prima' schenkt. Unverständlich. Wo ich das doch gar nicht nötig habe.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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