Hinter meinem Sofa lebt eine von mir und vom Aussterben bedrohte Spinnenart.
Zum Geburtstag wünsche ich mir eine Suchmaschine für verlorene Satzenden.
Ich muss das so zusammenhanglos schreiben, weil es mir so zusammenhanglos einfiel.
Heute, am x. Hitzetag, wurden schon meine Ressourcen knapp. Kurzverschlossen
riss ich mir das Hemd aus der Hose und trug es über dem Bauch. Das ist ja auch große
Mode, seitdem alle eine Wanne mit sich tragen und nicht, weil es so toll aussieht.
Ihr könnt ja mal den Schlüpfer über der Hose tragen, dann wisst ihr, was ich meine.

Den Tag verbrachte ich grobenteils im Kühlschrank. Ich unterhielt mich mit einer
Pilzfamilie und fand meine seit 2016 vermisste Ammerländer Leberwurst wieder, die
unter dem ignorierten Kohlrabi lag, der jeden Lebensmut verloren hatte und sich auch
nicht für Tacheles interessierte. Leider hatte ich kein Netz und als alles vollgequalmt
war, musste ich wieder raus. Ich hab dann des Rest des Tages mit Fluchen verbracht.

Sirius

Herrlich! Ich habe mich köstlich amüsiert.

Ach, Lotte, ich hab doch ganz vergessen, mich für deinen schönen Kommentar zu bedanken. Also herzlichen Dank dir!

Sirius

Müder Text

Es läutet an der Klingel. Ich erkenne sofort am Gesicht, wer es ist: Heinrich, mein Nachbar.
„Wie siehst du denn aus?“, fragt er.
„Ich bin müde.“
„Ich hab schon Tote gesehen, die sahen besser aus.“
„Danke. Das tröstet mich.“
„Du bist so müde, wie ich durstig bin.“
„Hier ein Zweizeiler für dich, Heinrich: Ich hab kein Bier. Verpiss dir.“
„Du bist nicht gesund, Sirius: Du hast so viele Sorgen und säufst nicht.“
„Dann wär ich auch müde, und du würdest mir alles wegsaufen.“
„Ich bin halt auch ein Indivum mit Sorgen.“
„Na toll. Der eine blöd, der andere ein Idiot.“
„Gut“, philosophiert Heinrich, „aber alle anderen sind auch doof.“
„Aber nicht müde.“

An dieser Stelle brach das Gespräch ab und verharrte vier Monate, weil der Autor müde war und blöd und nicht wusste, wie es weiterging und ob man „weiterging“ auseinander oder zusammen schrieb, oder ob es wurst war, weil eh alle doof waren.
Und nach dem letzten Satz zog ich mich zurück, um mich läutern zu lassen, weil ich nämlich damit suggeriere, dass Heinrich der Idit ist. Edit: Idiot. Und ich der Blöde. Und das macht man nicht, und das stimmt auch nicht. Heinrich ist gar kein Idiot, aber ich bin blöde. Ich hoffe, das wertet ihn wieder auf. Du darfst ihm nur kein Bier anbieten.

Nach vier Monaten lyrischer Müdigkeit wollte ich den dürftigen Text weiterschreiben (zusammen oder auseinander?), starre auf die Tastatur und denke: Warum hat man die beiden Punkte beim „Ö“ nicht in das Oval gemacht? Das wäre doch viel lustiger. Und warum denke ich beim „Y“ an erotische Dinge? Wieso deprimiert mich das „X“? Aber vor allem: Warum bin ich so müde?

Sirius

Darum sind Möhren so gesund!

Karotten, Wurzeln und sogar Möhren (immer aus der Region bei Helgoland), sind gut für die Augen, das weiß jeder Blinde. Möhren haben viel Vitamin A bis Z und wahnsinnig viel Ballaststoffe, deshalb sind sie im Rucksack immer so schwer.

Ich esse sie am liebsten mit Kartoffelsalat und Senf, aber auch als Eintopf sind sie gut zu genießen, weil ich ja auch nur einen Topf habe.
Im Gegensatz zu Kichererbsen verhalten sie sich ganz ruhig und grinsen auch nicht. Möhren kann man jedem anbieten, deshalb habe ich auch immer eine in der Hosentasche. Wer nicht genug Möhren isst, bekommt schlechte Augen, sein Hirn wird wurzellos, und er beginnt in beginnender Demenz Möhren mit Würstchen zu verwechseln.

Wenn das passiert, ist es in den meisten Fällen schon zu spät, da hilft dann auch keine Lesebrille mehr, mit der man die Möhren auflesen kann. Das Schlimme ist, dass man das gar nicht merkt, aber dafür gibt es weltweit in der Weltliteratur nicht eine einzige Satire über Möhren! Bekannt sind auch die beliebten Möhrenköpfe, die man aus Schwarzwurzeln macht, die wurden, glaube ich, sogar mal von der Wencke Möhre besungen in ihrem Welthit „Beiß nicht gleich in jede Möhre!“

Ich esse jeden Tag eine Möhre und kann seitdem gucken wie ein Falke! Würstchen hingegen machen blind und doof!

Sirius

Endlich existiert in der Weltliteratur, was bislang schmerzlich vermisst wurde: Eine Möhre, die ein Würstchen war. Aber nehmen wir es der Möhre nicht krummer, als sie eh schon ist. Schon Reinhard Mey wusste, dass wir alle arme kleine Würstchen sind.

Mehr davon, Sirius! Einmal täglich hat mir mein Arzt verordnet.

Großartig! Und wieder ein Brüller! Wenn Sie mal viel Publikum haben möchten, wir sind immer an fähigen Satirikern interessiert:

redaktion@der-postillon.com

Ach du Sch..reck, ich hab mich hier überhaupt noch nicht bedankt!
Liebe Lotte, ich danke dir ganz herzlich für Dein Kommentieren und dein fleißiges Lesen!

Sirius

Ich will meine Unterhose verkaufen. Ich werde mir eine neue zulegen.
Aber ich möchte natürlich, dass meine bisherige Unterhose in gute Beine kommt, denn sie hat mir lange Jahr treue Dienste geleistet. Mir kommt es nicht so sehr auf den Preis an, den ich erziele, sondern darauf, dass ich weiß, dass der neue Besitzer pfleglich mit ihr umgehen wird.
Sie hat die Farbe braun und verträgt schon mal einen gefärbten Luftzug, dennoch möchte ich nicht, dass sie jemand bekommt, der darin Flatulenz-Demos veranstaltet. Unterhosen sind eine Vertrauenssache, die gibt man nicht einfach so her wie die Frau oder ein doofes Smartphone. Man trägt nicht nur die Hose, sondern auch die Verantwortung für eine lange Lebensdauer.
Die Unterhose ist aus Baumwolle und ich habe sie 1993 in einem Fachgeschäft für Herrenunterbekleidung gekauft, den Kaufbeleg habe ich noch, die Garantie jedoch ist buchstäblich abgesessen.
Die Unterhose wurde regelmäßig gewaschen, ich hatte mir dafür eigens eine Ersatzhose gekauft.
Gewartet werden muss sie nicht, man sollte nur auf ruckartige Bewegungen wie bei gespreizten Beinen sich bücken, verzichten.
Auf der Vorderseite hat sie einen Einlass, darin kann man verschieden Dinge verwahren, auch bereits vorhandene, die darin Platz finden. Sie hat ein neues, von einer Fachfrau eingezogenes Gummi, zuzüglich füge ich aber als Zubehör ein paar spezielle Hosenträger bei, denn sicher ist sicher. Bei Unterhosen darf man nicht sparen, sie sind auch Vertrauenssache. Ohne Unterhose gehe ich gar nicht erst aus, wie leicht erkältet man sich an Stellen, die man nach Jahren der Untätigkeit plötzlich braucht.
Ernstgemeinte Zuschriften melden sich bitte unter dem Stichwort „Modell Kapstadt“ bei mir.

Ein herrlicher Nonsens, Siruis.

Wie schade, dass ich mir nicht so viel aus getragenen Männer-Unterhosen mit Eingriff mache. Allerdings finde die Verstaumöglichkeit äußerst praktisch. Ja und dann noch Hosenträger, genial! Also ich lasse mir die Sache nochmal durch den Kopf gehen. Bestünde denn die Möglichkeit, mir ein Tragefoto zukommen zu lassen?

Interessierte Grüße

Letreo

Zu so einem Angebot kann man ja eigentlich gar nicht Nein sagen, Sirius. Du wirst sicher schon mit Anfragen überhäuft und wirst einiges zu tun haben, liebevolle Beine für sie zu finden.

Eine derart mit Liebe gepflegt Unterhose würde auch mein Interesse wecken, wenn ich nicht schon zwei Unterhosen besäße und zudem davon ausgehen muss, dass mir deine Unterhose ein wenig zu gro0 ist. Ob ich das mit Hilfe der Hosenträger ausgleichen könnte, wage ich zu bezweifeln.

Aber wie auch immer, ich habe mich köstlich amüsiert.

Liebe Lottegrüße

Haha, Leo, jetzt hast du mich! Ein Tragefoto habe ich natürlich nicht, weil meine Religion das verbietet, das tut mir leid.
Ich kann dir also nur für deinen lustigen Kommentar danken!

Hallo Lotte, bisher haben nur zwei Damen Interesse bekundet, obwohl das Angebot ja an Herren gerichtet ist. Das macht mich auch stutzig.
Und auch meinen Dank an dich für deinen lustigen Kommentar!

Sirius

Gestern Abend habe ich in einer Phase der Hemmungslosigkeit herausgefunden, dass man ein Stilleben auch sitzen kann. Drei Birnen, ein Apfel und eine Banane in einer Obstschale machen ja nichts anderes.
Ich lebe allein in einer Welt der absoluten Gerechtigkeit. Das ist sehr anstrengend, weil ständig die Polizei im Haus ist. An dieser Stelle muss ich ein Fremdwort einfügen, um diesen Text aufzuwerten. Ich nehme mal: Renaissance. Außerdem muss ich Intellektualität vortäuschen, indem ich irgendeinen Großen der Weltgeschichte zitiere: Voltaire oder Konfuzius z.B. Ich nehme einfach mal Norbert Flammko, der in der Essener City einen Bootsverleih hat. Der hat mal gesagt: „Die Frau von Sepp Herberger hat mal gesagt: Der Sex dauert neunzig Minuten und dein Arsch ist rund!“
Nebenbei muss man erwähnen, dass man bereits die ganze Welt bereist hat: Ich schlenderte mal im Abendrot am Steilhang der Kotdasür entlang..
Ferner muss man Belesenheit vortäuschen, etwa: Salvatore Dali begann seine blaue Periode, bevor seine Frau die rote bekam. Das bringt zwei zusätzliche Häppchen auf einer Vernissage.
Leser sind unberechenbar: Sie lesen heute den Scheiß, morgen den anderen Scheiß und übermorgen diesen Scheiß. Man kann froh sein, wenn sie überhaupt lesen können. Und überhaupt muss man viel schleimen, um Empathie vorzugaukeln, obwohl die momentan absolut obsolet ist.
Nun hat man fast alles zusammen, um seine dämliche Geschichte zu schreiben, aus der hervorgeht, dass man sehr erfolgreich ist: Meine Freunde, ich lade euch spontan am Samstag zu einer kleinen Grillparty in mein Landhaus ein. Ihr könnt dann wieder eure verschissenen Salate mitbringen, ich bezahle das Fleisch schon.
Leider haben bei mir all diese feinen Zutaten nicht zum Weltautor gereicht, obwohl immer ein Hauch vom Geheimnisvollen durch die Zeilen schleicht: Behutsam streichelte er ihr linkes Knie, bemerkte dabei auch das rechte, grübelte dann aber den Rest des Abends darüber, was der Harzer Roller zwischen beiden zu bedeuten hatte..

Sirius

Sirius, deine Texte sind Genial!
Ich habe hier leider länger nicht hereingeschaut, sonst hätte ich schon früher applaudiert.
Hut ab vor deinem humorvollen Einfallsreichtum, deiner Wortgewandheit!

Jonny

Hallo Jonny, ich freue mich immer wie ein Kind, wenn ich jemanden zum Schmunzeln oder gar zum Lachen bringe!
Und deine begeisterten Kommentare machen mich immer ganz verlegen. Ich danke dir herzlich!

Sirius