Opa hielt schon wieder einen Monolog in geschwätziger Redundanz. Diesmal über Epistemologie, obwohl er selber darüber mehr staunt, als Bescheid weiß. Also hub er an zu sprechen, und die Kinder hörten alles andere als gebannt zu:

„Wir alle haben Vorurteile, bestehen förmlich nur aus solchen, auch wenn wir das nicht gerne wahrhaben wollen, was bestimmt auch eines ist.“

„Aber Opa, was denn nun? Vorurteile allgemein, oder dieses bestimmte Vorurteil, dass Menschen es nicht wahrhaben wollen, dass alle Menschen Vorurteile haben?“

„Ach, einfach mal die Klappe halten. Also, um es mal zu strukturieren: Es gibt tief verankerte Vorurteile, wie zum Beispiel die Wahrnehmung von Ramachandran-Punkten: Licht kommt von oben. Ein Vorurteil aus prähistorischen Zeiten, außerordentlich haltbar, was einem zu denken geben sollte, wenn wir negative Vorurteile identifizieren und beseitigen wollen.

Oder Xenophobie. Im Prinzip sinnig in einer Umgebung, wo die Sichtung von Fremden erwartungsgemäß Probleme bedeutet. Fremdeln ist ein fest verankerter Bestandteil unseres biologischen Erbes.

Über diese vorhandene Struktur stülpen wir soziale Konditionierung, die ja meistens auch nur aus Vorurteilen besteht: Das macht man so und wo kämen wir denn hin, wenn jeder …, genau, wo kämen wir dann endlich mal hin und auch an?

Ach, wisst Ihr was? Lest doch selber. Muss ich denn alles nachbeten? Könnt Ihr nicht selber staunen?

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensc...l-a-372161.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Erkenntnistheorie

https://www.welt.de/wissenschaft/article...ren-laesst.html

Wie? Das ist Euch nun keine Offenbarung? Und warum unternehmt Ihr nichts dagegen? So nach dem antimarxistischen Motto: 'Das Bewusstsein bestimmt das Sein!'?“

Die ersten Holzeisenbahnen fliegen.

„Dabei wollte ich doch noch die Funktionsweise vom Mandelkern beschreiben, das Selbstbestätigende aller Vorurteile. Bah, was seid Ihr doch doof. Fangt doch erst mal bei Euch selber an!“

Opa flüchtet fürchterlich fluchend.