Hätte man den Faden nicht besser "Die hundert BEKANNTESTEN Gedichte" nennen sollen? Bekannt ist ja nicht gleich beliebt, aber das hatten wir schon.
Das Problem mit bonmots wie "Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt" ist, dass sie, zumindest bei mir, nur noch karnevalistische Konnotationen freisetzen.
Lustig hingegen ist die Geschichte, wie die KFZ-Prototypen zur Benennung ERLKÖNIG kamen!
Ich bin gespannt, wann das erste Kracher-Gedicht kommt, das mich vom Schreibpult reißt. Hier stirbt ein Kind in des Vaters Armen offensichtlich an einer Pilzvergiftung und hat vorher noch Halluzinationen. Nun ja. Interessant aber: Heute wie vor 200 Jahren ist / war die Landarztdichte sehr gering.
LG und Entschuldigung für die Nörgelei, Sirius!
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Zitat von weegee
Hier stirbt ein Kind in des Vaters Armen offensichtlich an einer Pilzvergiftung und hat vorher noch Halluzinationen.
An eine Pilzvergiftung habe ich bei diesem Gedicht nie gedacht. Das wirft natürlich die Frage auf: Warum hat nur das Kind eine Vergiftung und nicht auch der Vater? Vielleicht war ja die Vergiftung des Kindes kein Unfall? Zur Ehrenrettung des Vaters kann man anführen: Vielleicht ist er auch vergiftet und das Gift wirkt aufgrund seiner größeren Körpermasse später. Diese Möglichkeit schrie geradezu nach einem Nachfolgedicht, in dem der Erlkönig, oder besser: des Erlkönigs Töchter dem Vater zusetzen.
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Ich hab's: Keine Pilze, sondern Crystal Meth! Ich meine nämlich zwischen den Zeilen lesen zu können, dass Vater und Sohn im tschechisch-deutschen Grenzgebiet unterwegs sind. Ergo ist DER ERLKÖNIG der verdammte Dealer. Und die "Töchter" - nun je, das Schwein ist auch im osteuropäischen Mädchenhandel unterwegs.
Jörn
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Genial, Jörn!
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Und habt ihr mal die Parodie (eine von vielen noch folgenden) vom Erlkönig gelesen?
Sirius
Reset the World!
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Der "Eisenbahner"-Erlkönig ist herrlich. Da hat sich der jahrzehntelang aufgestaute Frust eines altgedienten Lokführers lyrisch BAHN gebrochen...
Jörn
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Jetzt spinne ich den Faden mal weiter: (Ein vierzig Minuten Spaß)
So sank er vom Pferd, sein Kind in den Armen
und stammelt sein erstes und letztes Gebet:
Satanas - hol du mich - hab mit meinem Sohne Erbarmen!
(Das Pferd war der Teufel, er sah es zu spät.)
Es sprühten nun Funken aus feurigen Nüstern
und blutrote Augen verbrannten das Ziel:
Der Vater ward Asche, hörte nicht mehr das Flüstern
des Kindes: "Mensch, mir wird mir das hier langsam zu viel".
Sohn nahm Vaters Flinte und zielte genau
auf Luzifers hässliche, brennende Stirn.
Ein Dämon ist böse, doch immerhin schlau -
er hechelte: Bengel, benutze dein Hirn -
ich geb dir nun deinen Vater zurück
und mach mich vom Acker, das ist euer Glück!
So kam es und beide blieben am Leben,
ja - so etwas kann's nur bei Tacheles geben...
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Wie, und DAS hast du in 40 Minuten hingezaubert? Sauber! Könnt ich nicht. Reife Leistung!
Ich glaube, Goethe würde im Grab tanzen, wenn er wüsste, was für Wellen sein ERLKÖNIG immer noch schlägt. Aber eigentlich fehlen da noch Haie. Und Zombies. Und Aliens. Dann wär`s perfekt. Und von Quentin Tarantino.
Jörn
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Wir bleiben dran, Jörn!
Vater und Sohn sind ja noch nicht in ihr Haus gegangen, welches von notgelandeten Außerirdischen besetzt wurde.
Nur hier wird die Schrotflinte nicht reichen, da müssen andere Geschütze her...
Ach, ist das herrlich zu blödeln...
Jonny
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Wahnsinn, Jonny, und größten Respekt von mir! Das ist ein tolles Ding und super geschrieben. Wir sind stolz auf dich!
Sirius
Reset the World!
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Danke Sirius, ich freu mich wenn meine Blödelei gefällt!
Hab einen schönen Abend!
Jonny
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Friedrich Nietzsche
Vereinsamt
Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein, –
Wohl dem, der jetzt noch – Heimat hat!
Nun stehst du starr,
Schaust rückwärts, ach! wie lange schon!
Was bist du Narr
Vor Winters in die Welt entflohn?
Die Welt – ein Tor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends Halt.
Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.
Flieg, Vogel, schnarr
Dein Lied im Wüstenvogel-Ton! –
Versteck, du Narr,
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!
Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein, –
Weh dem, der keine Heimat hat!
Reset the World!
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Oh! Mit Nietzsche hätte ich hier nicht gerechnet. Das Gedicht kannte ich noch gar nicht, muss ich zu meiner Schande gestehen. Nietzsche - eher ein schwermütiger Endzeit-Philosoph mit schwerem Endzeit-Schnäuzer und finsterstem Endzeit-Blick. Zarathustra und so.
Das erinnert mich irgendwie an den Herbsttag von Rilke: Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr... oder so ähnlich. Wer hat hier wen befruchtet? Eigentlich war Nietzsche vor Rilke.
Nicht schlecht, Nietzsche Friedrich. Ein bisschen dick aufgetragen, aber krasses und hochaktuelles Sujet: Isolation, Vereinzelung, Vereinsamung, Leben.
DANKE, Sirius.
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Mir auch ein Rätsel, wie das Gedicht in die Liste kommt, zumal es die meisten gar nicht kennen.
Wie kann es da eines der beliebtesten sein? Aber das "beliebt" richtig sich nach Anzahl der Veröffentlichung in den Anthologien.
Der Rilke mit seinem Haus kömmt noch.
Sirius
Reset the World!
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Vereinsamt - von Nietzsche.
Das ist mein Favorit bis jetzt.
Ein wunderbares Gedicht, ganz nach meinem Geschmack.
Jonny
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