Theodor Storm
Die Stadt
Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.
Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai
Kein Vogel ohn` Unterlaß;
Die Wandergans mit hartem Schrei
Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,
Am Strande weht das Gras.
Doch hängt mein ganzes Herz an dir,
Du graue Stadt am Meer;
Der Jugend Zauber für und für
Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir,
Du graue Stadt am Meer.
Reset the World!
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Ach, ja: Husum. Husum ist tatsächlich: schön. Zumindest für Tagestouris wie mich. Und im Sommer. Das Gedicht vom ollen Storm gefällt mir richtig gut. Heimat ist mehr als Beton, Straßen, Häuser. Heimat trägt man mit sich und in sich. Heimat ist ein Gefühl. Von dieser Heimat, lieber Herr Heimatminister, braucht auch niemand ausgeschlossen werden.
DANKE, Sirius.
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Hugo von Hofmannsthal
Die Beiden
Sie trug den Becher in der Hand
– Ihr Kinn und Mund glich seinem Rand –,
So leicht und sicher war ihr Gang,
Kein Tropfen aus dem Becher sprang.
So leicht und fest war seine Hand:
Er ritt auf einem jungen Pferde,
Und mit nachlässiger Gebärde
Erzwang er, daß es zitternd stand.
Jedoch, wenn er aus ihrer Hand
Den leichten Becher nehmen sollte,
So war es beiden allzu schwer:
Denn beide bebten sie so sehr,
Daß keine Hand die andre fand
Und dunkler Wein am Boden rollte.
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Mmmmh. Hugo von Hofmannsthal kenne ich vom JEDERMANN. Das Gedicht kannte ich überhaupt nicht. Und ich mag es nicht. (Ich weiß, das ist jetzt vernichtend und prompt werden alle von Hofmannsthal-Gedichtbände aus den Regalen entfernt, weil: Jörn mag es nicht.) Das ist so merkwürdig konstruiert. Nein, ich mag es nicht.
Weiter, Sirius, BITTE. Das hat jetzt etwas von einem Adventskalender.
LG
Jörn
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Ich warte auf die versauten Gedichte. Aber ich fürchte, die werden nicht kommen. Höchstens ein Gedicht über die Vergeblichkeit des Wartens.
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Zitat von Eris_Ado
Ich warte auf die versauten Gedichte. Aber ich fürchte, die werden nicht kommen. Höchstens ein Gedicht über die Vergeblichkeit des Wartens.
Höchstens ein Gedicht über die Vergeblichkeit des Wartens auf versaute Gedichte. Alter, wie versaut bist du denn?Wo denkst du hin? In der Lyrik sind alle Frauen elfengleiche Madonnen, auf ewig unberührt, unerreichbar, reinweiß und leider leider dermaßen unversaut. Scheiß Minne.
Jörn
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Für Eris_Ado, „Das Busengedicht“ in zehn Größen:
https://www.deingedicht.de/sonstige/lust...sengedicht.html
Erinnerung an die Marie A.
1
An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.
2
Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei.
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: ich kann mich nicht erinnern
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst.
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: ich küßte es dereinst.
3
Und auch den Kuß, ich hätt ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke dagewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.
Bertolt Brecht
Dieses Gedicht wird in dem Kultfilm DAS LEBEN DER ANDEREN (Ulrich Mühe) zitiert.
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O wie schön, O wie schön! Zurecht unter den 100 beliebtesten, endlich. Die Flüchtigkeit der Liebe, die unvergessene erste Liebe. Allein der erste Vers ist schon ein komplettes, wunderschönes Gedicht. Der Anfang "An jenem Tag im blauen Mond September" ist fast schon Legende. Mich fasziniert auch die Formulierung "Sie war sehr weiß und UNGEHEUER OBEN". Fast schon naiv-kindlich. Und sehr zart.
Ich bin gespannt, ob es Brecht auch noch mit einem Politischen in die Auswahl schafft. Und ich hoffe sehr auf Anna Blume von Schwitters, fällt mir nur gerade so ein.
Sirius, du hast mir den Abend versüßt!
Jörn
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Zitat von weegeeZitat von Eris_Ado
Ich warte auf die versauten Gedichte. Aber ich fürchte, die werden nicht kommen. Höchstens ein Gedicht über die Vergeblichkeit des Wartens.
Höchstens ein Gedicht über die Vergeblichkeit des Wartens auf versaute Gedichte. Alter, wie versaut bist du denn?Wo denkst du hin? In der Lyrik sind alle Frauen elfengleiche Madonnen, auf ewig unberührt, unerreichbar, reinweiß und leider leider dermaßen unversaut. Scheiß Minne.
Jörn
Der Friedrich Schlegel zum Beispiel wusste was Sache ist.
http://gutenberg.spiegel.de/buch/erotische-sonette-2479/1
Zitat
Fünftes Sonett
So liegst du gut. Gleich wird sich's prächtig zeigen
Wie klug mein Rat: ich schiebe meinen Dicken
In dein bemoostes Tor – man nennt das Ficken.
Du fragst warum? – Davon laß jetzt mich schweigen.
Schon seh' ich Schmerz in deinen blanken Blicken,
Das geht vorbei: du mußt zurück dich neigen,
Gleich wird dein Blut dir jubeln wie die Geigen
Von Engeln, welche ihre Brünste schicken
In bebender Musik zum Ohr der Welt.
Famos!. . . Du einst dich mir in bravem Schaukeln.
Die Schenkel schmiegen pressend, es umgaukeln
Mich Düfte, die mich locken in die Unterwelt.
Ein Stoß – ein Schrei! . . . Die weißen Glieder zittern
Im Kampf wie Apfelblüten in Gewittern.
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Zitat von Sirius
Für Eris_Ado, „Das Busengedicht“ in zehn Größen:
https://www.deingedicht.de/sonstige/lust...sengedicht.html
Ich habe mal gegoogelt, aber leider ist es mir nicht gelungen einen Verfasser auszumachen. Da wolte wohl einer kein Supersexist sein.
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Komm in den totgesagten Park
Stefan George
Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade.
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.
Dort nimm das tiefe gelb, das weiche grau
Von birken und von buchs, der wind ist lau.
Die späten rosen welkten noch nicht ganz.
Erlese küsse sie und flicht den kranz.
Vergiss auch diese letzten astern nicht.
Den purpur um die ranken wilder reben
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht.
Das bekannteste und immer wieder sehr bewunderte Gedicht Stefan Georges. Es findet sich in der frühen Gedichtsammlung „Das Jahr der Seele“, welche er, 29jährig, im Jahre 1897 zunächst als Privatdruck herausbrachte. Die öffentliche Herausgabe folgte 1899. Der erste Teil dieser Sammlung ist nach Jahreszeiten gegliedert und in drei Unterabteilungen aufgeteilt. Sie tragen die Titel „Nach der Lese“, „Waller im Schnee“ und „Sieg des Sommers“, ordnen die betreffenden Gedichte also dem Spätherbst (nach Abschluß der Weinlese), dem Winter und dem Übergang zum Sommer zu. Doch macht der Gesamttitel schon deutlich, daß es weniger um diese Jahreszeiten geht als um ihnen entsprechende Seelenstimmungen.
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Tatsächlich sehr bekannt. Eine schöne Sprache. Aber mir fehlt da ein bißchen Feuer, ein bißchen Verve. Trotzdem ein schönes Trostgedicht.
Nerv ich eigentlich? Das soll hier natürlich nicht werden: "Die 100 beliebtesten deutschsprachigen Gedichte mit Kommentaren von Jörn".
Spannend wären ja auch die tollsten übersetzten / übertragenen internationalen Gedichte. Pablo Neruda wär vielleicht dabei oder Charles Bukowski...
Jörn
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Nein, du nervst doch nicht! Finde ich toll, dass hier jemand kommentiert und seine Meinung hinterlässt.
Mach bloß weiter, Jörn, das ist ja einer von zwei, drei Beiträgen den ganzen Tag!
Sirius
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Clemens Brentano
Der Spinnerin Nachtlied
Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall,
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.
Ich sing' und kann nicht weinen,
Und spinne so allein
Den Faden klar und rein
So lang der Mond wird scheinen.
Als wir zusammen waren
Da sang die Nachtigall
Nun mahnet mich ihr Schall
Daß du von mir gefahren.
So oft der Mond mag scheinen,
Denk' ich wohl dein allein.
Mein Herz ist klar und rein,
Gott wolle uns vereinen.
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall,
Ich denk' bei ihrem Schall,
Wie wir zusammen waren.
Gott wolle uns vereinen
Hier spinn'ich so allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich sing' und möchte weinen.
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