Zitat von Sirius
Hoffmann von Fallersleben
Helgoland 16. August 1841
Das Lied der Deutschen.
....
Dein ERNST, Sirius? Das ist als Gedicht in Anthologien enthalten? Als Gedicht - einfach nur schlecht. Vertont: übelst. Nationalhymnen sagen auch immer auch etwas über die Gemütslage oder Ungemütslage des betreffenden Volkes aus. Die Deutsche Hymne ist träge, langweilig, so lächerlich-gewollt getragen, so lächerlich-feierlich ernst. Miefig, piefig, staubig. Wie, wenn ein sturzbesoffener PEGIDA-Gänger nach erfolgreicher Ausländer-Hetze seine adipöse, ungepflegte Uschi zulallt. Oder seinen Gartenzwerg. Was in diesem Fall wahrscheinlich egal wär.
Die übelste Stelle:
"Deutsche Frauen, Deutsche Treue,
Deutscher Wein und Deutscher Sang."
Das also ist Doitschland: Titten (ENTSCHULDIGUNG!) - Gehorsam - Saufen - Grölen. Klingt irgendwie nach braunen Schlägertrupps. Da freut sich aber die Welt, wenn Doitschland mit diesen Werten kommt.
Italien dagegen, was für eine Hymne! Wie aus einer Puccini-Oper! Der Text natürlich auch hier: blutrünstig, Ehre, Tod etc pp. Oder die Marseillaise... das hat wenigstens revolutionäre Tradition. Oder: Spanien, ganz ohne Text, aber leichte, lebensfrohe Musik.
Jetzt greife ich doch mal in die ANTIFA-Sprüchekiste: No Love To NATIONS. Und das ist MEIN Ernst. War jemand mal auf einer PULSE OF EUROPE-Kundgebung? Zum Schluss wird ein Kreis gebildet, sich an den Händen gefasst und das schöne Lied und der schöne Text gesungen: "Freude schöner Götterfunke..." DAS ist Gänsehaut, DAS sollte unsere Hymne sein. (Natürlich gehört die EU dringlichst reformiert...)
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Ja, Jörn, DAS sollte unsere Hymne sein!
Nie werde ich begreifen, wie obiges Machwerk sich diese Stellung erhalten konnte.
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Hofmannsthal, Hugo von (1874-1929)
Reiselied
Wasser stürzt, uns zu verschlingen,
Rollt der Fels, uns zu erschlagen,
Kommen schon auf starken Schwingen
Vögel her, uns fortzutragen.
Aber unten liegt ein Land,
Früchte spiegelnd ohne Ende
In den alterslosen Seen.
Marmorstirn und Brunnenrand
Steigt aus blumigem Gelände,
Und die leichten Winde wehn.
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Eduard Mörike, 1838 (1804-1875)
Schön-Rothraut
Wie heißt König Ringangs Töchterlein?
Rohtraut, Schön-Rohtraut.
Was tut sie denn den ganzen Tag,
Da sie wohl nicht spinnen und nähen mag?
Tut fischen und jagen.
O daß ich doch ihr Jäger wär'!
Fischen und Jagen freute mich sehr.
Schweig stille, mein Herze!
Und über eine kleine Weil',
Rohtraut, Schön-Rohtraut,
So dient der Knab' auf Ringangs Schloß
In Jägertracht und hat ein Roß,
Mit Rohtraut zu jagen.
O daß ich doch ein Königssohn wär'!
Rohtraut, Schön-Rohtraut lieb' ich so sehr.
Schweig stille, mein Herze!
Einstmals sie ruhten am Eichenbaum,
Da lacht Schön-Rohtraut:
Was siehst mich an so wunniglich?
Wenn du das Herz hast, küsse mich!
Ach! Erschrak der Knabe!
Doch denket er: Mir ist's vergunnt,
Und küsset Schön-Rohtraut auf den Mund.
Schweig stille, mein Herze!
Darauf sie ritten schweigend heim,
Rohtraut, Schön-Rohtraut;
Es jauchzt der Knab' in seinem Sinn:
Und würd'st du heute Kaiserin,
Mich sollt's nicht kränken:
Ihr tausend Blätter im Walde wißt,
Ich hab' Schön-Rohtrauts Mund geküßt!
Schweig stille, mein Herze!
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Zitat von Sirius
Eduard Mörike, 1838 (1804-1875)
Schön-Rothraut
Wie heißt König Ringangs Töchterlein?
Rohtraut, Schön-Rohtraut.
Was tut sie denn den ganzen Tag,
Da sie wohl nicht spinnen und nähen mag?
Tut fischen und jagen.
O daß ich doch ihr Jäger wär'!
Fischen und Jagen freute mich sehr.
Schweig stille, mein Herze!
---!
Das ist ja tatsächlich sehr niedlich. Sprachlich ganz furchtbar, zum Schütteln, aber: niedlich. Die tollsten Wörter: wunniglich und vergunnt. Da muss man erstmal drauf kommen, alles nur des Reims wegen. Das ist dann Handwerk.
Aber Recht hat er, der Mörike. Auch ich habe meine Schön-Rothraut, nur hieß sie Ina und von ihrem Kuss zehre ich immer noch, nach 30 Jahren, das ist dann winniglich und sei mir verginnt. Und ich fürchte, es ist auch: niedlich.
Jörn
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Das Schütteln geht weiter, weegee:
Joseph von Eichendorff
Abschied (O Täler weit, o Höhen)
O Täler weit, o Höhen,
O schöner grüner Wald,
Du meiner Lust und Wehen
Andächt'ger Aufenthalt!
Da draussen, stets betrogen,
Saus't die geschäft'ge Welt,
Schlag' noch einmal die Bogen
Um mich, du grünes Zelt!
Wenn es beginnt zu tagen,
Die Erde dampft und blinkt,
Die Vögel lustig schlagen,
Dass dir dein Herz erklingt:
Da mag vergehn, verwehen
Das trübe Erdenleid,
Da sollst du auferstehen,
In junger Herrlichkeit!
Da steht im Wald geschrieben,
Ein stilles, ernstes Wort
Von rechtem Tun und Lieben,
Und was des Menschen Hort.
Ich habe treu gelesen
Die Worte schlicht und wahr,
Und durch mein ganzes Wesen
Ward's unaussprechlich klar.
Bald werd' ich dich verlassen,
Fremd in der Fremde geh'n,
Auf buntbewegten Gassen
Des Lebens Schauspiel sehn;
Und mitten in dem Leben
Wird deines Ernst's Gewalt
Mich Einsamen erheben,
So wird mein Herz nicht alt.
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Gottfried Keller
Abendlied
Augen, meine lieben Fensterlein,
Gebt mir schon so lange holden Schein,
Lasset freundlich Bild um Bild herein:
Einmal werdet ihr verdunkelt sein!
Fallen einst die müden Lider zu,
Löscht ihr aus, dann hat die Seele Ruh';
Tastend streift sie ab die Wanderschuh',
Legt sich auch in ihre finst're Truh'.
Noch zwei Fünklein sieht sie glimmend steh'n
Wie zwei Sternlein, innerlich zu seh'n,
Bis sie schwanken und dann auch vergeh'n,
Wie von eines Falters Flügelweh'n.
Doch noch wandl' ich auf dem Abendfeld,
Nur dem sinkenden Gestirn gesellt;
Trinkt, o Augen, was die Wimper hält,
Von dem goldnen Ueberfluß der Welt!
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Zitat von Sirius
Das Schütteln geht weiter, weegee:
Joseph von Eichendorff
Abschied (O Täler weit, o Höhen)
O Täler weit, o Höhen,
O schöner grüner Wald,
....
Eben meinte in den Nachrichten ein Telekommunikations-Experte, als es darum ging, Deutschland flächendeckend mit 5G-Breitband-Superschnelles-Internet-oder-so zu versorgen. "Ja, ja - das kriegen wir schon zu 95% hin, dabei sind 30% von Deutschland Waldfläche."
So viel? Doch noch so viel? Dann dürfte es aber nicht so vielen Leuten psychisch so schlecht gehen, denn Eichendorff hat recht: WALD TUT GUT! Also - ab in die Wälder, 2 Minuten reichen, dann fühlt sich die Seele besser, das ist wissenschaftlich bewiesen.
In Südkorea, wo sich die Leutchen tot arbeiten, haben die ersten Konzerne Waldstückchen anlegen lassen, damit die Leutchen gefälligst da spazieren gehen, damit sie nicht so schnell sterben. und länger arbeiten können.
Würde Eichendorff heute leben, würde er über seine eigene Sprache hüsteln. Und er würde sich vielleicht im Hambacher Forst an ein Baumhaus ketten, zumindest Grün wählen.
Jörn
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Friedrich Hölderlin
An die Parzen
Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen!
Und einen Herbst zu reifem Gesange mir,
Daß williger mein Herz, vom süßen
Spiele gesättiget, dann mir sterbe.
Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht
Nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht;
Doch ist mir einst das Heilge, das am
Herzen mir liegt, das Gedicht, gelungen,
Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt!
Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel
Mich nicht hinab geleitet; Einmal
Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht.
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Zitat von Sirius
Friedrich Hölderlin
An die Parzen
Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen!
Und einen Herbst zu reifem Gesange mir,
.
Mann, hat der geglüht und gebrannt, der Hölderlin, bis er dann in seinem Turm langsam VERglüht ist. Die Sprache ist, altertümlich, über-romantisch, gewiss, aber für mich schwingt da immer auch was Eckiges, Rebellisches, Morbides mit. Und recht hat er, der Kurt Cobain der Romantik: It's better to burn out than to fade away. "Einmal Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht." Das Dahinsiechen des Bürgertums brauche ICH auch nicht.
Jörn
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Else Lasker-Schüler
Ein alter Tibetteppich
Deine Seele, die die meine liebet
Ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet
Strahl in Strahl, verliebte Farben,
Sterne, die sich himmellang umwarben.
Unsere Füsse ruhen auf der Kostbarkeit
Maschentausendabertausendweit.
Süsser Lamasohn auf Moschuspflanzentron
Wie lange küsst dein Mund den meinen wohl
Und Wang die Wange buntgeknüpfte Zeiten schon.
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Eduard Mörike
(* 08.09.1804, † 04.06.1875)
In der Frühe
Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir,
Dort gehet schon der Tag herfür
An meinem Kammerfenster.
Es wühlet mein verstörter Sinn
Noch zwischen Zweifeln her und hin
Und schaffet Nachtgespenster.
- Ängste, quäle
Dich nicht länger, meine Seele!
Freu dich! schon sind da und dorten
Morgenglocken wach geworden.
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Zitat von Sirius
Eduard Mörike
(* 08.09.1804, † 04.06.1875)
In der Frühe
Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir,
Dort gehet schon der Tag herfür
An meinem Kammerfenster.
Es wühlet mein verstörter Sinn
Noch zwischen Zweifeln her und hin
Und schaffet Nachtgespenster.
- Ängste, quäle
Dich nicht länger, meine Seele!
Freu dich! schon sind da und dorten
Morgenglocken wach geworden.
Find ich so lala. Ist der beste Beweis, dass Herr Mörike - Dichter - keinem regelmäßigen Broterwerb nachgegangen ist. Einen Montagmorgen hat er mit Sicherheit nicht gemeint. Herr Mörike ist oft vertreten in diesem Ranking. Das wühlet meinen verstörten Sinn.
Jörn
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Tristan
August von Platen
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ist dem Tode schon anheimgegeben,
Wird für keinen Dienst auf Erden taugen,
Und doch wird er vor dem Tode beben,
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe,
Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen,
Zu genügen einem solchen Triebe:
Wen der Pfeil des Schönen je getroffen,
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen,
Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen
Und den Tod aus jeder Blume riechen:
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen!
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