Zwischen all diesen Gedichten
über Tod und Erinnerung
ist hier Platz für elf Zeilen
über den Löwenzahn
dessen Leuchten ich auch dieses Jahr vergessen hatte
plötzlich wie ein Vergnügungspark entzündet
und darüber ein jeder in seinen Schlaf fällt
im selben Bett
und aufwacht wenn die Nacht am tiefsten ist
und die Stille am größten
mit einer Hand so leicht auf seiner Schulter.
Sören Ulrik Thomsen
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Wenn sie trinkt, fällt sie in jedes Bett.
Wenn sie nicht trinkt, lässt sie keinen ran
Doch sie sagt, sie braucht nur einen Mann
Und der Mann bin ich. Das ist sehr nett
Schade, dass sie da nichts machen kann:
Wenn sie trinkt, fällt sie in jedes Bett.
Es ist wirklich mit ihr ein Gfrett
Doch an weiß es in der ganzen Stadt.
Dabei hat der, der sie einmal hat
Lang bei ihr noch keinen Stein im Brett.
Ganz im Gegenteil, sie ist ihn satt
Wenn sie trinkt, fällt sie in jedes Bett.
Schließlich, sagt sie, bin ich auch kein Brett.
Gott sei Dank ist sie soweit gesund..
Nur das eine wird mir bald zu bunt:
Sieht sie einen, den sie gerne hätt
Fängt sie leider an zu trinken – und
Wenn sie trinkt, fällt sie in jedes Bett.
Bertolt Brecht
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Durch die Kammer ging der Wind
Blaue Pflaumen fraß das Kind
Vor es seinen weißen Leib
Hingab still zum Zeitvertreib.
Doch zuvor bewies sie Takt
Denn sie wollte ihn nur nackt.
Einen Leib wie Aprikosen
Vögelt man nicht in den Hosen.
Wirklich bei dem wilden Spiel
War ihr keine Lust zuviel.
Danach wusch sie sich gescheit:
Alles hübsch zu seiner Zeit.
Bertold Brecht
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Himmel grau und wochentäglich!
Auch die Stadt ist noch dieselbe!
Und noch immer blöd und kläglich
Spiegelt sie sich an der Elbe.
Lange Nasen, noch langweilig
Werden sie wie sonst geschnäuzet,
Und das duckt sich noch scheinheilig,
Oder bläht sich, stolz gepreiset.
Schöner Süden, wie verehr ich
Deinen Himmel, deine Götter,
Seit ich diesen Menschenkehricht
Wiederseh, und dieses Wetter!
Heinrich Heine
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Würde alles tun für dich wenn
du nur lebtest!
als erstes würden wir zur Albertina.
Ins Museumcafe dann zum Frühstück, 1 Blick
in dein Auge, würde mir sagen ob du müde
bist oder ob es noch weitergeht. Weinen
würden wir trotzdem oft, weil
der Abschied noch vor uns läge -
Frederike Mayröcker
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Leise höre ich dich rufen
in jedem Flüstern und Wehn.
Auf lauter weißen Stufen,
die meine Wünsche sich schufen,
hör ich dein Zu-mir-gehn.
Jetzt weißt du von dem Gefährten,
und dass er dich liebt – das macht:
es blühen in seinen Gärten
die lang vom Licht bekehrten
Blumen, blühn über Nacht..
Rainer Maria Rilke
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Sieben Gründe gibt’s zu trinken,
Freundesankunft, Nummer eins!
Zwei: Wenn schöne Mädchen winken;
Drei: Besondrer Wert des Weins;
Vier: Ein Trinklied, hoch zu achten;
Fünf: Ein trockner Gaum und Mund;
Sechs: Die Furcht vor künftgem Schmachten;
Sieben: Jeder andre Grund!
Johann Friedrich Kind
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Sterne mit den goldnen Füßchen
Wandeln droben bang und sacht,
Dass sie nicht die Erde wecken,
Die da schläft im Schoß der Nacht.
Horchend stehn die stummen Wälder,
Jedes Blatt ein grünes Ohr!
Und der Berg, wie träumend streckt er
Seinen Schattenarm hervor.
Doch wer rief dort? In mein Herze
Dringt der Töne Widerhall.
War es der Geliebte Stimme
Oder wars die Nachtigall?
Heinrich Heine
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Du schläfst und liegst bei deinem haar
Dein weißes bein ist aufgestellt
und ich, darauf es ruht, ich bin die welt
bedrückt von deinem schlaf, bin die gefahr
die leise deinen traum in atem hält
du schläfst und liegst bei deinem haar
ich hab ein flüstern in dein ohr gebettet
es spricht zu dir, dass ich der abend war
die trunkenheit, das zittern im pessar
es spricht zu dir die sprache, die mich rettet
Gerhard Falkner
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Richte nicht,
Schlichte nicht,
Bedichte deine Nichte nicht.
Reime nicht,
Seime nicht,
Beschleime kleine Keime nicht.
Bummel nicht,
Schummel nicht,
Befummel dummen Rummel nicht.
Träume nicht,
Säume nicht,
Beschäume fremde Räume nicht.
Christa Reinig
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Wir spenden uns Träume und Wunden,
Grenze und Übergang.
Wir werfen die Ringe der Stunden.
Wir sind uns das Netz und der Fang.
Wir stellen einander als Frage
Das Land, den Mond, das Meer.
Wir reihen Tage an Tage,
uns täuscht kein Ungefähr.
Wir spenden uns Nähe und Ferne,
Geschick und Ungeschick.
Wir teilen uns stumm in die Sterne
und geben die Erde zurück.
Albert von Schirnding
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„Es ist nicht alles Gold, was glänzt“,
Das hat man mir früh beigebracht,
Doch spät erst habe ich selbst gelernt:
„Es ist nicht alles Glück, was lacht!“
Habs hell geschaut und hell gedacht,
und war doch blind, wie heut mir scheint:
Wohl ist nicht alles Glück, was lacht -
Doch auch nicht alles Schmerz, was weint!
Emil Gött
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